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Alt 29.07.2008, 08:30
orgelbass orgelbass ist offline
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Standard AW: Nierenkrebs - erlöst

Danke euch allen für eure lieben Worte. Auch hier (sozusagen in der realen Welt) ist die Anteilnahme geradezu überwältigend: Bei den Sterberosenkränzen ist die Kirche schon ziemlich voll. Offensichtlich sehr dankbar nehmen die Leute auch die von uns erstmals in unserer Pfarrei verwendeten Kondolenzlisten an. Da haben wir uns auch große Mühe gegeben: Hinten in der Kirche haben wir einen Tisch frei geräumt, dann eine von Mama verzierte Wohnzimmertischdecke drübergelegt, darauf die beiden Kondolenzmappen und als Schmuck: Die Brautkerze meiner Eltern, ein Photo von Mama, einen offenen Brief von mir und meiner Schwester und Mamas Lieblingsvase mit einem Blumenstrauß, der ihrem eigenen Brautstrauß nachempfunden wurde. Wir hoffen, dass es ihr so gefällt.
In den nächsten Stunden kommt der Sarg - das wird nochmal schwer. Wir haben uns überlegt, was wir mit hineingeben. Auf jeden Fall kommt in Erinnerung an Mamas letzte Reise (London) eine schöne Kopie von Händels Sopranarie und Chor "Ich weiß, dass mein Erlöser lebet" (aus: "Messias" - selbiges Notenblatt hat die Figur Händels in seinem Grabmal in der Hand, das hat Mama damals sehr gut gefallen). In diese Noten habe ich eine Chorstimme des "Ave Maria-Glöcklein" gesteckt - da hat Mama früher immer das Sopransolo gesungen und ihre Schwester das Altsolo. Von meiner USA-Reise an Pfingsten habe ich beim Zwischenstopp in London englischen Tee gekauft, weil sie den so gern mochte. Bis zum Schluss hat sie (wenn sie daheim war) morgens eine Tasse "Earl Grey" getrunken, auch wenn sie sich regelmäßig übergeben musste. Den Rest der Packung geb ich ihr mit. Dazu die Brosche mit dem Notenschlüssel, über die sie sich so wahnsinnig gefreut hat und den Gutschein meiner Tante "Ein Tag in Regensburg" - den sie nicht mehr einlösen konnte. Meine Schwester hat ein Photo der Enkel vorbereitet und die Kinder haben für die Oma was gemalt. Meine Tante will sich noch was überlegen und ebenso Mamas Cousine.
Auch das Requiem und alles was damit zusammenhängt, haben wir in Gedenken an Mama so geschmackvoll und persönlich vorbereitet, wie es uns nur möglich war. Auffallen wird bei den Liedern, dass es bewusst keine "echten" Trauerlieder gibt: Der größte Trost, der uns bleibt, ist ein Wiedersehen im Himmelreich bei unserem göttlichen Vater. Wir sind sicher, dass Mama es dort jetzt besser hat und gemeinsam mit ihren Eltern und vorangegangenen Freunden durch das abendlose Licht wandelt in ewiger Freude und Gott lobsingt, ohne Ende.

orgelbass
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