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Alt 13.08.2008, 12:30
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nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: Wertheim-OP v.18.7.2008 Ängste

Liebe Silke Sonja

Willkommen bei uns
Hier kannst du dir alles von der Seele schreiben, egal, ob es körperliche Beschwerden sind oder wenn die Psyche verrückt spielt, die Angst überhand nimmt....

Leider kann ich Ähnliches berichten, wie du - mein Mann, meine Söhne und meine Eltern, meine Schwester sind seit meiner Diagnose wie erstarrt und blocken total ab.
Ich muss die "Starke" spielen, die alles packt und natürlich seit der Therapie wieder völlig gesund zu sein hat.
Ich weiss, dass es nicht böswillig gemeint ist, aber keiner von ihnen hat die Gabe, entsprechend einfühlsam auf mich einzugehen.
Mein jüngster Sohn (17) hatte Panikattacken und war ständig "krank" - ich musste ihn dann trösten und auf ihn eingehen.

Bei meinem Vater hat mir dieses Verhalten sogar geholfen, denn er war 4 Monate hier und ist jeden Tag mit mir in die Onkoklinik gefahren.
Während der Chemo ist er nie bei mir im Raum geblieben, er konnte es einfach nicht mit ansehen.
Aber er war da, um mich abzuholen - das war wichtig für mich.
Meine Schwester hat mir innerhalb eines Jahres zwei Emails geschrieben - auch sie sagt, dass sie sich nicht belasten will/kann.

Und am Wochenende wollte mein Vater Tourist sein - also bin ich neben ihm hergewankt , einmal wurde der Spaziergang von einer Durchfallattacke etwas getrübt.
Sogar am Strand waren wir unter der Chemo . Im nachherein muss ich eingestehen, dass es gut so war, ich habe mich nicht hängen lassen, hab die Zähnchen zusammengebissen , und bin getrabt, statt auf dem Sofa zu liegen.

3 Monate nach Therapie-Ende habe ich wieder gearbeitet, musste/wollte funktionieren, obwohl ich kaum richtig sprechen konnte - und das als Dozentin !
Aber auch das war gut so - jeden Tag ein bisschen Normalität hat mir sehr geholfen.
Und das Forum hier ist mir ein zweites zu Hause inzwischen , so kommen alle zurecht, meine Familie , ich und keiner kommt zu kurz.
Hier kann ich anderen helfen oder mir den Frust von der Seele schreiben. Niemand sagt, ich solle mich nicht so anstellen - alle machen mir Mut.
Danke an ALLE !

Jetzt im September fahre ich das erste mal nach der Diagnose wieder nach Hause, dann Ferien in der Schweiz mit meinen Eltern, Schuleinführung meines Neffen in Berlin und alle Verwanten abklappern und zeigen, dass ich noch lebe....
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton

Geändert von nikita1 (13.08.2008 um 12:43 Uhr)
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