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Alt 15.08.2008, 13:20
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Muss mich einreihen hier ...

Liebe Hope,

gerade erst habe ich Deinen Thread entdeckt und bin über die ersten Antworten, die Du erhalten hast, sehr erschrocken. Annika vertritt da schon viel eher meine Einstellung und auch meine Erfahrung.

Meine Mom hat auch einen Kleinzeller. Und es ist völlig richtig, bei der Größe des Tumors und den Metastasen Andeutungen besteht nahezu keine Hoffnung auf Heilung.

ABER:
Es besteht eine sehr große Hoffnung auf eine sehr gute Zeit die ihr miteinander verbringen könnt. Und zwar MIT DER KRANKHEIT KREBS.

Deine Idee, Dinge umzusetzen die sie schon immer gewünscht hat finde ich sehr gut. Aber ich würde schon versuchen, darauf zu achten, dass Deine Mom nicht den Eindruck bekommt dass ihr sie schon aufgegeben habt. Denn wenn Du jetzt versuchst, alles umzusetzen drängt sich dieses Gefühl ja auf.

Natürlich klingt es komisch wenn der Arzt von einer "guten" Nachricht spricht. Es ist aber auch das einzige, was er als Hoffnung in die Wagschale werfen kann und ich finde, er tut gut daran. Beim Kleinzeller, lass mich das bitte so offen sagen, wäre ohne Behandlung unwahrscheinlich dass ihr noch lange zusammen bleiben könnt.

Also sitzt alle Hoffnung auf erfolgreicher Therapie. Erfolgreich bedeutet dabei nicht, dass man geheilt heraus geht. Sondern erfolgreich bedeutet, dass man die Lebensqualität verbessert bzw. versucht, zu erhalten. Erfolgreich bedeutet auch, dass man vielleicht irgendwann die Chemodosis runterreduzieren muss weil es sonst zwar dem Krebs an den Kragen ginge, die Nebenwirkungen aber das Leben nicht mehr lebenswert machen.

Zeit. Zeit ist eine so komische Sache. Ich schaue heute zurück und erinnere mich daran, dass ich im letzten Jahr Juni eben genau so wie Du völlig orientierungslos von der Diagnose meiner Mutter erfahren habe, sie rief mich noch vom Röntgen-Arzt aus an. Was dann folgte war die Bronchoskopie, die Mediastinokopie. Anschließend eine Woche warten. DAnn der Befund. Ja, es ist der Kleinzeller. Dass er so rasch reagiert ist wirklich die gute Seite daran, denn so wird Deine Mutter vermutlich sehr schnell eine deutliche Verbesserung der Atmung spüren, sich körperlich fitter fühlen.

Nebenwirkungen sind natürlich schon dabei. Aber sie lassen sich sehr gut medikamentös im Zaum halten. Oberste Regel: Nichts ertragen sondern über alles mit dem Doc sprechen. Ein einfaches Pillchen hilft oft schon und es geht einem sooo viel besser.

Auch bei meiner Mutter wurde für eine Zeit ein vollständiger Rückgang erreicht.

Ich finde es falsch Dir zu sagen dass Du nicht hoffen sollst. Im Gegenteil. Die Zeit, die ich bis jetzt mit meiner Mutter hatte war sehr schön und bei weitem nicht so begrenzt wie wir es befürchtet hatten. Bitte versuch nicht zu krampfhaft zu sein. ich weiß wie schwer das ist und habe es mindestens das erste halbe jahr nicht geschafft.

Aber Deine Mutter braucht letztlich auch Eure Hoffnung, denn wofür soll sie kämpfen wenn ihr sie schon aufgegeben habt? ich verbringe fast jeden Tag mit ihr. Seit einem Jahr. Ich bin für jeden Tag dankbar. Vor allem aber bin ich für jeden Tag dankbar der für sie ok ist.

Und bitte, denk daran. Es gibt Chancen. Durchaus. Sie sind nur anders gelagert. Gebt sie nciht auf. Es werden noch viele Aufs kommen. Leider auch Abs. Aber ihr werdet sie schätzen lernen. Denn wenn ein Auf dabei ist kann man das nächste ab besser ertragen.

Natürlcih ist eure Zeit jetzt begrenzt. Aber nicht verloren. Und keiner weiß, wie Eure Uhr tickt. Hier im Forum gab es sogar Unbehandelte mit kleinzelligem Krebs die länger überlebt haben als der Rest mit Behandlung.

Ich glaub, Wolf hat den Spruch im Fuß stehen.
Sei realistisch,
erwarte ein Wunder

So weit würde ich vielleicht nicht gehen, aber ich behaupte ohne Hoffnung fehlt Euch das wichtigste in dem Marathon bei dem ihr jetzt gerade erstmal an der Ziellinie steht.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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