Thema: meine MAMA...
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Alt 11.09.2008, 15:10
Maus_85 Maus_85 ist offline
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Standard AW: meine MAMA...

Hallo Ullilein!

Ich kann dich so gut verstehen... Meine Mutter ist im Juni `07 gestorben und es gibt immer noch Tage, an denen ich vor lauter Schmerz fast nicht mehr atmen kann...

Doch ich kann dich beruhigen. Es wird besser. Der Schmerz verschwindet freilich nich völlig, doch man lernt, mit ihm umzugehen. Ich denke, genau wie du, an die Dinge, die sie nie mit mit mir wird machen können und die Momente, die sie nie mit mir wird teilen können. Aber ich denke auch, dass sie bei mir ist. Ich kann es dir nicht erklären und will es auch gar nicht versuchen, aber manchmal hab ich das Gefühl, dass sie bei mir ist. Es ist nicht so, dass plötzlich ein Bild von ihr von der Wand fällt o.ä., es ist vielmehr ein plötzliches Gefühl der Ruhe, das ich verspüre. Dan weiß ich einfach, ich bin nicht alleine. Geh mit offenen Augen durch die Welt und gin acht auf Kleinigkeiten, die dir unter "normalen" Umstönden vermutlich nicht aufgefallen wären. Ich nenne sie meine kleinen Zeichen, und wenn ich eins sehe, muss ich lächeln. Es ist mir vollkommen wurscht, ob andere diese Dinge auch (so) sehen, wichtig ist, dass es mir gut geht beim Gedanken daran, dass vermutlich sie mir dieses Zeichen geschickt hat. Ich will nicht alles rational erklären können, auch wenn es für meine "Zeichen" rationale Erklärungen geben mag. Nimm dir Zeit für dich und mit dir, geh spazieren (das hat mir sehr geholfen) und scheue dich nicht, zu weinen, wenn dir danach ist.

Nach und nach bin ich an die Orte gegangen, an denen ich mit ihr auch war. Nicht an alle, aber an die meisten. Ich habe Dinge alleine getan, die ich vorher mit ihr gemacht hab, z.B. bummeln gehen. Wichtig ist, dass du nichts überstürzt. Du musst nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums darüber wegkommen, das ist Blödsinn. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, aber schließ die Welt nicht aus. Ich konnte anfangs nur schwer begreifen, dass die Welt
sich völlig unbeeindruckt weiterdreht, wo sie soch hätte stehen bleiben sollen - immerhin ist sie für mich ja auch stehen geblieben.

Und hab keine Angst vor deinen Gefühlen. Wenn du mal wütend bist, dann lass deine Wut raus. Ich war so voller Wut über diese Ungerechtigkeit, dass ein so herzensguter Mensch wie meine Mam hat gehen müssen und dass mich niemand gefragt hat. Das war eigentlich der Punkt, der mich am wütendsten gemacht hat: dass mich niemand gefragt hat. Man hat mir meine geliebte Mam einfach genommen, ohne Rücksicht auf Verluste und von mir erwartet, mit dieser neuen Situation umgehen zu können (frag mich aber nicht, wer "man" ist...). Du darfst aber auch kein schlechstes Gewissen haben, wenn es dir gut geht, wenn du lachst und in diesem einen Moment glücklich bist, lebendig zu sein. Deine Mama hätte das bestimmt nicht gewollt, oder? Nimm all diese Emotionen an, sie helfen dir, all das zu verarbeiten, aber versinke nicht in ihnen! Du darfst die Welt der Lebendigen nicht außer acht lassen, weil du drohst, in dem Strom der Erinnerungen fortzuschwimmen. Die Versuchung ist da, ich hab es gemerkt. Es kommt der Zeitpunkt, an dem du für dich eine Entscheidung treffen wirst. Willst du mit den Erinnerungen leben oder in ihnen? Niemand kann dich zu dieser Entscheidung zwingen. Aber warte nicht zu lange damit.

Das Leben ist trotzdem wunderschön. Viele Menschen sagen, das Leben wäre beschissen. Doch das ist es nicht, es hat nur leider mitunter besch... Phasen.

Besuchst du eigentlich ihr Grab? Redest du mit ihr?

Ich wünsche dir alles Liebe & Gute!

Maus
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