Hallo Simone!
Du machst das total richtig
, lebe Deine Trauer und Deine Gefühle aus, es werden noch viele "Wellen" kommen, die Dich aus dem Nichts überfallen - meine schlimmste "Welle", nachdem mein Bruder verstorben war, er starb am 12. Juli 2003 und am 29. November 2003 "mußte" ich zum Maturaball von meiner Nichte und der 29. November ist sein Geburtstag... Zuhause redete ich mir ein, daß das doch ein Tag ist wie jeder andere auch, ich hielt mich tapfer ganze 2 Stunden auf dem Ball und dann konnte ich nicht mehr, ich bin regelrecht wie von einer Horde Hornissen verfolgt aus dem Ballsaal gestürmt, raus auf dem Parkplatz, habe mich auf dem Boden geworfen und geschrien, geweint, mit den Fäusten am Boden gehämmert, ich merkte nichtmal in dem Moment, daß es regnete. Mein Schatz ist mir dann natürlich nach und wir sind nachhause gefahren - na gut, so hätte ich am Ball sowieso nicht mehr auftauchen können
. Ich sah wirklich wüst aus, dreckig wie ein kleines Kind, welches es geschafft hatte, sich in die erstbeste Pfütze zu schmeißen, die Haare klatschnaß, das Make-up verronnen, die Wimperntusche hat ein schwarzes Bächlein in mein Gesicht gezaubert
. Aber es hat gut getan!!! Verdammt, ich konnte nicht damit umgehen, daß ich allen was vorgegaukelt habe, mir war nicht nach einem Ball, mir war nicht zum Lustig-sein zumute
, ich konnte es nicht ertragen, daß sooo viele Menschen lustig sind, wenn für mich die Welt einfach nicht mehr die war, die ich sooo sehr vermißte...
Hätte mich damals wer anderer so "gefunden", wäre ich bestimmt in die Nervenheilanstalt eingeliefert geworden
. Meine anderen "Wellen" habe ich eher "heimlich" ausgelebt - im Wald, zuhause, überall dort eigentlich, wo mich niemand sehen konnte... Mein Bruder im Himmel hat sich bestimmt gekringelt vor Lachen
, heute, nachdem doch schon 5 Jahre ins Land gezogen sind seither, kann ich selber über diese "Welle" lächeln... einfach weil ich doch urkomisch ausgesehen haben muß
, ich hatte mich noch niemals so gehenlassen, ja ich hatte wohl so was wie einen Nervenzusammenbruch...
Im Laufe der Zeit hat sich meine Trauer gewandelt in liebevolle Erinnerungen, in Dankbarkeit für unsere gemeinsame Zeit... In meinem Herzen hat er seinen festen Platz und den wird er für immer haben
!!!
Und genau deswegen ist es soooo wichtig die Trauer auszuleben!!!
lg Chrisi