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Alt 28.09.2008, 21:33
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Liebe Julia,

ich kann mir kaum vorstellen, wie eine Tochter eine Mutter vergessen könnte. Ich bekomme oft genug gesagt, dass man meine Mama in mir zwar optisch kaum, im Wesen jedoch sehr leicht wiedererkennt. Ich nehme das als Kompliment, ist es doch ein großer Wunsch von mir, eines Tages in der Lage zu sein, Menschen einfach zu akzeptieren wie sie sind - etwas, was sie immer konnte.

Eine Kollegin von mir hat eine Krebserkrankung überstanden als sie so in den zwanzigern war. Und sie hat mir einmal gesagt, ihre größte Angst sei gewesen, dass eines Tages niemand mehr über sie sprechen wird. Sie kann nun keine eigenen Kinder bekommen (vermutlich wg. Chemo), aber sie sagte heute wäre sie in dem Punkt gelassener, weil sie sich sicher sei, ihre kleine Nichte würde sich bestimmt an sie erinnern.

Liebe Kathrin,
ich kann mir kaum ausmalen, wie es sein muss, einen Zwilling zu verlieren. Aber ich weiß, wie wenig Worte mein Bruder um seine Trauer gemacht hat - wie es eben seine Art ist niemals viele Worte zu machen. Ich glaube, Männer gehen mit solchen Situationen anders um, sie finden oft keine Erleichterung im Reden.

Was den Friedhof angeht - was Du sagst überascht mich. Ich gehe selbst hin um Ruhe zu finden - ich kann sehr lange dort sitzen und Unkraut zupfen, selbst wenn längst keins mehr da ist. Meine Mutter finde ich dort nicht, aber Abstand "zur Welt" und die Ruhe, mich einfach so lange aufzuhalten wie ich möchte. Ich tue das eigentlich auch nur für mich. Und wenn ich beim Herrichten an andere denke, dann nur in so weit, dass ich glaube, dass ihre Freundin sich besser fühlt, wenn sie das Grab ordentlich vorfindet. Weil auch sie dann weiß, sie ist nicht die einzige, die nicht vergessen hat...

Kommt gut in die neue Woche
AndreaM
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