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Alt 02.11.2008, 09:20
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Tine70 Tine70 ist offline
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Standard AW: Ein bisschen was über uns

Liebe Maria,

meine ganz, ganz persönliche Meinung ist nahtürlich auch, alles zu versuchen, was geht, solange auch nur die geringste Hoffnung besteht, dass es euch kostbare Zeit schenkt. Natürlich lebt man mit der Gefahr übler Nebenwirkungen, doch es besteht ja auch eine gute Chance, dass es eben nicht so ist. Das ist, wie gesagt, meine ganz persönliche Meinung, in der natürlich der Wunsch, den Menschen so lange, wie irgend möglich, bei sich zu behalten. Kann man kontrovers diskutieren, ist klar, doch ich hoffe für euch, dass ihr gemeinsam die für euch richtige Entscheidung trefft.

Ja, die Untersuchungsergebnisse meines Sriefvaters: Die Blutwerte haben sich enorm gebessert, es konnte wieder eine Chemo gemacht werden, allerdings sind die Tumormarker nach wie vor hoch. Die Auswertung des CTs gibt es erst am Mittwoch. Worauf die stark erhöhten Tumormarker schließen lassen, darüber will ich nicht nachdenken, das werden wir am Mittwoch so oder so erfahren. Aber so ein kleines bisschen hat das Hoffen und Daumendrücken doch geholfen, immerhin waren die Blutwerte okay!!!!!!!!!
Es geht ihm soweit recht gut, hat auch Appetit. Er ist halt immer sehr müde, zum Glück lassen sich die Schmerzen mit einem Transdermal-Pflaster im Zaum halten, ab und an sind noch ein paar Tröpfchen nötig, aber die wirken dann auch.

Du hast recht, so ein fast normaler Tag ist wie zwei Wochen Nordsee. Ich habe am Freitag dann erst mal gemerkt, unter welcher Anspannung ich eigentlich stehe, nachdem der Druck des Wartens abgefallen war, haben mir alle Extremitäten geschlottert. Meine Mutter oszilliert irgendwo zwischen großer Hoffnung und großer Angst und sie tut mir verdammt leid. Sie hat ihre Mutter durch Krebs verloren, als sie 12 war und nun... Wie gesagt, wir sind da, das ist zwar nie genung, aber auch sehr viel.
Auch wenn dein Liebster böse wird, wenn du ihn auf Krankenhaus ansprichst, so wird er doch wissen, wie froh er sein darf, dass er dich an seiner Seite hat und Unterstützung erfährt. Dummerweise sind es ja meist die Menschen, die man am meisten liebt, die dann auch am meisten Zorn abbekommen.
Ich denke, dieser Zorn resultiert aus Angst und Hilflosigkeit und es ist schwer für die, die wirklich nur das Beste wollen- und das ist in diesem Fall ja genauso gemeint, wie es gesagt wird: Du willst, dass dein Partner weitestgehend schmerzfrei lebt und das ist auch ganz richtig so.
Ich habe zwischenzeitlich auch gelernt, dass man vielen kompetenten Ärzten begegnet, aber auch vielen, denen man, bis sie eine annähernd verwertbare Aussage treffen und entsprechend handeln,gewaltig auf die Füsse treten muss.
Ich wünsche dir und deinem Partner ein ruhiges Wochenende (das bekommt im Schatten dieser Krankheit ja eine ganz andere Bedeutung als das leicht dahin gesagtes "Schönes Wochenende!" am Freitagmittag....) und viel Kraft für eure Entscheidung, die, wie immer sie ausfallen mag, für euch die richtige sein wird.

Alles Liebe,
Martina
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An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser

-Charlie Chaplin-
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