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Alt 12.11.2008, 15:13
Tochter1980 Tochter1980 ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Stefan,

ich weiß nicht wie es bei anderen ist, aber bei uns ist es so geschehen.

Wir haben unsere Mama mit dem Notarzt in das KH bringen müssen, in die Notaufnahme. Ich bin mit ihr im Krankenwagen mitgefahren und habe sie nicht einen Moment alleine gelassen.
Als wir in der Notaufnahme waren kam mein Papa eine Halbe Stunde später dazu und mein Bruder kam als er Feierabend hatte. Überall in Aufnahme standen Zettel und Hinweise, das die Angehörigen bitte im Wartezimmer Platz zu nehmen haben und nicht mehr wie ein Angehöriger bei dem Patienten sein darf. Bei uns hat keiner versucht uns von unserer Mama fernzuhalten. Wäre auch zwecklos gewesen, wäre sie nicht gegenangekommen. Mein Bruder und ich waren bis ca. 20 Uhr bei ihr und mein Papa bis ca. 21:30 Uhr als sie auf Station kam.

In der Nach kam dann der allesvernichtende Anruf, das sie eingeschlafen ist und wir uns, wenn wir es wollen, von ihr verabschieden können. So sind wir, nachdem wir die engste Familie, Tante, Onkel, Oma, Opa erreicht haben zu ihr ins Krankenhaus gefahren.

Dort wurden wir von einer sehr netten Schwester in Empfang genommen, die uns zu Mama geführt hat. Das Zimmer lag ein wenig abseits, der anderen Zimmer und vor dem zimmer stand ein Tischchen mit vielen Kerzen und ein paar Stühlen. Als wir in das Zimmer kamen war es schön warm und es standen auch überall Kerzen und Mama lag da in Ihrem Nachthemd im Bett und sah aus als würde sie schlafen. Nicht geschminkt oder so etwas. Sie wurde sehr liebevoll aufgebahrt und wir konnten von ihr Abschied nehmen so lange wie wir es brauchten. Die Krankenschwester hat uns auch mitgeteit, das Mama noch bis zum Abend hier bleiben wird, so das sich auch Andere von ihr verabschieden können, wenn sie wollen.
Meine Großeltern sind zum Nachmittag hin mit unserem Onkel gekommen und haben sich auch noch von Ihrer Tochter verabschieden können.
Danach sind wir nach Hause gefahren und haben geweint. Ab dem nächsten Tag haben wir gemeinsam die Trauerarbeit geleistet. Wir haben mit dem Bestatter gesprochen, alles für die Trauerfeier organisiert, den Redner bestellt, einen schönen Ruheplatz für Mama gesucht, den Stein ausgewählt und was noch dazu gehört. Wir hatten und haben sehr viel Hilfe von Freunden und Nachbarn, die Regelmäßig nach uns aber vor allem nach Papa schauen.

Mir hat es sehr geholfen sie noch einmal sehen zu dürfen. Ohne Schmerzen, ohne Leiden, einfach nur ruhig und zufrieden schlafend.

Das haben wir alle gebraucht und ich kann jedem nur ans Herz legen, wenn er es sich zutraut, dann soll er sich unbedingt die Zeit des Abschiedes nehmen und noch einmal alles ausprechen was ihm auf dem Herzen liegt.

Seid lieb gegrüßt
Susi
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In Erinnerung an unsere geliebte und starke Frau und Mama
*28.02.1958 +18.10.2008
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