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Alt 12.11.2008, 15:39
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MM-Tiga MM-Tiga ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo, Stefan,
meine Mutti ist heute vor zwei Wochen gestorben, so, wie sie es sich gewünscht und auch mit uns (Papa, Schwester und ich) besprochen hatte, wir alle haben der Tatsache, daß sie nun also sterben musste, klar ins Auge gesehen und allein das war sehr "entspannend", ich meine, so war es möglich wirklich in ihrem Sinne zu handeln und sie konnte die ganzen letzten Wochen zu Hause sein, sie musste nicht mal im Schlafzimmer im Bett liegen, mein Papa hatte es ihr auf dem Wohnzimmer-Sofa gemütlich gemacht, so blieb sie bis zu ihrem letzten Atemzug "mittendrin", bekam viel mit, konnte Musik und Radio hören, fernsehn und wir mit ihr ohne Hindernisse kommunizieren. So bekamen wir auch sofort mit, dass sie nun starb, als es soweit war, es war ganz ruhig eigentlich, und so wie sie da war, blieb sie dann auch noch bis nachmittags liegen und wir haben sie immer wieder anschauen und berühren und etwas zu ihr sagen können. Das war gar nicht gruslig oder seltsam, eher irgendwie interessant, das war also meine Mutti, jetzt fand also der Übergang statt.... Wir drei übrigen haben uns dann erstmal hingesetzt und überlegt, was nun passieren soll, nachdem der Hausarzt offiziell den Tod festgestellt hatte-
Wir beschlossen dann, daß die Bestatter am Nachmittag kommen sollten, um sie abzuholen und alles für die Beisetzung zu besprechen.
Diese zwei sehr einfühlsamen und netten Männer haben meine Mutti dann auch nochmal schön angezogen- wir hatten die Lieblings-Kluft meiner Mutti rausgesucht- und in einen schlichten Holzsarg gelegt, alles immer noch im Wohnzimmer meiner Eltern, sie sah dann sehr zufrieden aus, wir haben ihr noch ihr Stofftier in die Hände gelegt, das sie durch die ganze Krebstherapie begleitet hat, wir haben sie nochmal gestreichelt und geküsst und dann wurde sie rausgetragen. Es war sehr schlicht und trotzdem ergreifend, weil würdevoll! Ich muss dazu sagen, daß meine Eltern nicht gläubig sind (ich auch nicht) und erst vor 10 Jahren dorthin gezogen sind, wo sie nun gestorben ist, sie sind keine "Alteingesessenen", d.h. es war nie vorgesehn, meine Mutter lange aufzubahren o.ä., sie wurde auch verbrannt. Ihre Verabschiedung findet dann in einem Friedwald statt, ganz im bayrischen Urwald, und das passt genau zu der ihrer Einstellung der Natur und dem Leben gegenüber- alles ist Metamorphose...
Bei uns ging und geht es vor allem darum, nicht irgendwelchen für uns nicht passenden Konventionen zu folgen, was das Sterben und die Beisetzung etc. angeht, dafür haben alle schon zu viele schreckliche und peinliche Beerdigungen erlebt, wo nach aussen hin zwar alles stimmte und "ordentlich" war, aber das jeweilige Individuum völlig ins Hintertreffen geriet. Ausgerechnet auf dem letzten wichtigen Weg! Ich finde also das am allerallerwichtigsten:
etwas zu finden, das vollkommen im Sinne des Verstorbenen und den nächsten Angehörigen ist und das möglichst rechtzeitig zu besprechen!
Alles Gute für Euch, daß Ihr auch den richtigen Weg findet, wenn es mal soweit ist- es ist auf jeden Fall beruhigend, wenn es zu Hause ist und man dabei sein kann....
Aber zuerst wünsche ich Deiner Frau noch viele schmerzfreie und angenehme Wochen und Monate oder sogar Jahre mitten unter Euch!
LG MM-Manuela
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Du musst das Leben nehmen, wie es ist
- aber Du darfst es nicht so lassen.

Karl Richter
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