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Alt 27.11.2008, 09:20
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2008
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Liebes Blümchen.
Ich habe alle Beiträge in deinem neuen Thread gelesen.
Was mir im Kopf hängen geblieben ist: deine Mama war dir immer so nah und aufeinmal ist sie so „fern“.

Genauso geht es mir seit längerer Zeit...

Es ist bewegend, wie oft ich Wiederholungen meiner eigenen Gedanken und Gefühle in anderen „Eckchen“ von anderen Menschen lese.
Kein Wunder also, dass sich so viele Menschen hier untereinander so verbunden fühlen... das ist der Weg, auf dem wir alles miteinander teilen können und merken, dass wir nicht alleine sind mit unserem individuellen und doch übergreifenden „Thema“.

Diese „Ferne“, wie ich sie fühle, ist so schwer zu beschreiben...
Ich sehe bei den Gedanken an Papa zur Hälfte in seine schwere Zeit und zur anderen Hälfte in sein schönes Leben, in die vielen Momente der Freude, des Glücks, der Zufriedenheit, des Stolzes.

Ich sagte neulich einer Freundin, die mich fragte, wie ich mich in unserer neuen Wohnung nach dem Verlust von Papa fühle: „Ich fühle mich gut. Ich vermisse hier nichts und niemanden.“
Die neue Wohnung hat mein geliebter Papa nie gesehen. Daher sehe ich ihn hier nicht, in keiner Ecke.
Ich hätte mir gewünscht, er hätte sie gesehen. Er wusste, dass ich mit meinem Schatz endlich „angekommen“ bin, endlich einen Hafen habe, wo ich hingehöre.
Ich brauchte immer die „Absolution“ von ihm, damit mein gutes Gefühl für mich richtig war.
Hätte er die Gelegenheit gehabt, unsere Wohnung zu sehen, sich auf dem Sofa auszustrecken, am Tisch Platz zu nehmen – um wie vieles schmerzvoller wäre dann meine Erinnerung, wenn ich an einem traurigen Tag nach Hause kommen würde und denken müsste: „Dort hat er gesessen, als wir...“

Ich vermisse ihn im tiefsten Inneren meines Herzens. Und genau dieses tiefe Innere kann ich so schlecht definieren. Ich schrieb zu diesem Thema neulich folgendes „Ein Teil von mit ist mit meinem Papa gegangen. Denke ich an ihn, laufen die Tränen oder ich versinke innerlich in ein dunkelblaues (nicht schwarzes) Loch. Ich mochte "blau" mal. Jetzt möchte ich es nicht mehr sehen - aber das Spüren des dunklen Blau's macht mich ruhiger.“
Auch wenn sich jetzt einige Stirnfalten beim Lesen bilden – dieses „blau“ macht sich in mir breit. Ich möchte es nicht mehr um mich herum sehen, aber ich möchte es spüren, weil ich es mit Papa verbinde, weil es mich beruhigt.

Ich sprach mit meiner Freundin davon, dass ich wohl nicht „empfänglich“ für eine Traum-Begegnung mit Papa wäre.
Viele warten direkt darauf, dass sich ihre Lieben „melden“.
Ich frage mich: Wenn ich darauf warten würde, dass ich meinen Papa im Traum erlebe und er mir vielleicht eine Botschaft mitschickt – wäre dann dieser eine Traum, dieses eine Erlebnis ausreichend für mich?
Würde ich nicht stets auf eine erneute Begegnung hoffen?
Wäre ich zufrieden damit, wenn er mir irgendwie mitteilt, dass es ihm dort, wo er jetzt ist, gut geht und dass er auf uns aufpasst?
Ich weiß nicht, wie Menschen reagieren, wie ihnen zumute ist, wenn sie ein solches Erlebnis hatten... „Verlangt“ man danach nicht nach mehr, weil man diesen geliebten Menschen so sehr vermisst?

Das ist ein interessanter Thread, der vielleicht nicht nur einige Fragen beantwortet, sondern auch mir, dir, mein liebes Blümchen, und den anderen Teilnehmern eine große Hilfe sein kann.

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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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