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Alt 02.11.2003, 22:32
Gast
 
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Standard zwei Jahre Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo zusammen!
Ich wollte mich nun mal wieder hier melden und mich ganz herzlich für die aufrichtige Anteilnahme und lieben Worte zum Tode meines Vaters bei Euch allen bedanken. Hat sehr gut getan. Hab auch meiner Mutter darüber berichtet, dass mein Vater für einige ein gutes Beispiel war. Ich hab im folgenden einiges von dieser Krankheitsgeschichte zusammengeschrieben und ich hoffe das Petra damit einverstanden ist, das ich das hier in diesem Thread poste. Wie es endet wisst ihr ja leider.
Ganz ehrlich bin ich sehr stolz auf meinen Vater, da er wirklich alles getan hat, um diesem Tumor eins auszuwischen und bis zu letzt gekämpft hat und nicht aufgeben wollte. Ich bin da meinem Vater sehr ähnlich und habe ihn dahingehend immer unterstützt und auch ich will es noch nicht so ganz wahr haben, dass wir den Kampf dann doch verloren haben. 6 Tage vor seinem Tod hat er schließlich noch mal all seine Kraft zusammengenommen und ist mit mir in die Uni-Klinik Essen gefahren, wo wir noch ein Therapie-Gespräch hatten. Ich bewundere ihn dafür und weiß nicht, ob ich das auch geschafft hätte, denn er war da schon sehr schwach. Allerdings hat man uns da nicht mehr viel Hoffnung gemacht. Insgesamt hat mein Vater mit der Krankheit 3 Jahre und 5 Monate seit Diagnose gelebt. Mit allen Höhen und Tiefen, die ich hier auch immer wieder von anderen, auch operierten, lese. Er hatte sich immer gewünscht, dass man ihm den Tumor rausoperieren könnte. Man hat es auch versucht, war aber leider nicht möglich. Die Ärzte gaben ihm damals noch maximal 6 Monate zu leben und sagten uns, dass eine Chemo-Therapie nichts bringt und wirtschaftlich nicht sinnvoll sei (danke an die Uni-Klinik Wuppertal für diese tolle Aussage...). Meine Mutter bekam 3 Tage später dann einen Herzinfarkt, den sie nur knapp überlebte aber auch heute noch viele beschwerden mit hat. Wir suchten uns darauf hin andere Ärzte, Ärzte die bereit waren mit uns zu kämpfen und zum Glück fanden wir diese. Mein Vater hatte nach der missglückten OP auch keinen Appetit mehr, bekam kaum noch was runter und verlor bis zur ersten Chemo ca. 10KG an gewicht. Während des ersten Chemo-Blocks verlor er noch mal 15 KG und wir mussten diesen auch dann abbrechen, weil er zu schwach wurde und auch die Blutwerte nicht mehr für eine Chemo okay waren. Das war Ende 2000. Es sah auch so aus, und das befürchteten auch die behandelnden Ärzte, als sei das das Ende. Aber irgendwie wollte er noch was machen. So fingen wir mit Mistel an. Ganz langsam bekam er wieder Appetit... es waren aber vielleicht nur 50Gramm die er gegessen hat aber immerhin. Nach und nach wurde es immer besser mit dem Essen. Sein Gewicht steigerte sich langsam und seine Blutwerte wurden besser. Er nahm sich wieder eine Chemotherapie vor, mit der er am 8.12.00 begann. Diese vertrug er besser und der Tumor stellte sein Wachstum ein. Tumormarker gingen zurück und im Sommer 2001 machte er dann eine Bestrahlung in Kombination mit Chemo. Der Tumor verkleinerte sich darauf hin. Im September 01 bekam er dann aber leider eine Blutvergiftung, die ihn zurückwarf, aber danach hatte mein Vater ein beschwerdefreies Leben. Konnte alles machen wie früher. Im Dezember 2002 meldete sich der Tumor dann leider wieder zurück. Anfang 2003 musste er dann nochmals operiert werden, weil sich der Darm zugesetzt hatte. Er bekam einen Bypass vom Dünndarm an den Magen. Danach erholte er sich wieder allerdings sehr langsam und war noch lange sehr geschwächt. Im März 03 wieder Chemo jedoch schlug diese nur kurzzeitig an und letztendlich hatte sie nicht den gewünschten Erfolg. Aufgegeben hat er trotzdem nicht, weswegen er ja noch einmal eine Therapie machen wollte. Leider hatten sich mittlerweile Lungen-, Leber- und Knochenmetastasen gebildet...
Insgesamt kann ich wenigstens sagen, dass mein Vater wirklich nicht lange leiden musste. Freitagabend war ich noch bei meinen Eltern und habe mich noch mit meinem Vater über alles unterhalten. Politik, Geschäft usw. er interessierte sich für alles. Es war noch alles okay. Samstag früh rief mich dann meine Mutter an und sagte, dass etwas nicht stimmen würde. Er wälzte sich im Bett herum und war nicht ansprechbar. Ich bin sofort hin und wir riefen den Pflegedienst, der bisher jedoch nur Kleinigkeiten gemacht hat an. Hier hatten wir im Vorfeld gemeinsam mit dem Hausarzt besprochen, was zu tun ist, wenn sich etwas verändern sollte. Der Hausarzt war leider zu diesem Zeitpunkt im Urlaub allerdings standen wir im telefonischen Kontakt. Aber er hätte auch nichts ändern können. Der Arzt riet, auf Morphium umzustellen, zugeführt über eine kleine Pumpe. Mein Vater wurde sofort ruhiger. Man bereitete uns darauf vor, was passieren würde. Samstag Abend machte mein Vater die Augen auf und sagte plötzlich das er zur Toilette wolle. Wir fielen aus allen Wolken. Alleine konnte er nicht mehr also halfen wir ihm, denn er wollte unbedingt auf die richtige Toilette. Das ganze dann drei mal. Wie er das von der Kraft geschafft hat... keine Ahnung. Auch unser Hausarzt war überrascht, als wir ihn anriefen. Sonntag stand er auch mit unserer Hilfe noch mehrmals auf und wollte zur Toilette, wurde aber von mal zu mal schwächer. Reden konnte er aber seit Samstag schon nicht mehr richtig. Er bekam keine Sätze mehr raus. Ich fragte ihn jedes Mal ob er schmerzen habe. Dieses verneinte er immer. Das macht wenigstens ein bisschen „froh“. Montag merkte man dann das er immer mehr schlief, nicht mehr zur Toilette wollte und gar nicht mehr richtig zu sich kam. Ich war seit Samstag quasi ständig bei meinen Eltern und habe überall mitgeholfen. Am Montag gegen 14:35 Uhr ist er dann zu Hause ein seinem Bett in den Armen meiner Mutter gestorben. Auch ich war dabei und saß an der anderen Seite seines Bettes und hielt seine Hand.
Ich bin sehr froh darüber, dass wir ihm seinen Wunsch, zu Hause sterben zu dürfen erfüllen konnten. Auch bin ich froh darüber, dass er nicht lange leiden musste. Er hatte immer gesagt, dass wenn es so weit ist, er Medikamente haben möchte, damit er so wenig wie eben möglich mitbekommt. Das hat er bekommen.
Aber wir sind immer noch sehr traurig, dass wir nicht mehr mit ihm weiter kämpfen dürfen aber immerhin sind 3 Jahre und 5 Monate schon eine gute Zeit. Aber einen geliebten Menschen zu verlieren tut immer sehr weh. Wir haben ihm den Spruch gegeben: Er hat seine Krankheit gemeistert, aber nicht besiegt (von meiner Mutter).
Möge das Ansporn für alle nicht operablen und operierten hier sein, diese Zeit noch zu verlängern. Ich wünsche es allen hier.
Übrigens habe ich nun auch endlich das Forum finanziell unterstützt. Hat lange gedauert aber ich denke es wird auch immer noch gebraucht und ist wirklich gut angelegt.
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