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Alt 08.01.2009, 14:14
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Anne FFM Anne FFM ist offline
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Standard AW: Bin einfach traurig!

Liebe Susanne,

es tut mir unendlich leid, dass du so traurig bist! Sicherlich tun da auch noch die Hormone ihr übriges.

Unsere Zwillingsmädels sind inzwischen 16 Monate alt und "gut dabei" wie man so schön sagt. Sie sind ja fast genau 1 Jahr nach Ende meiner adj. Herceptin-Therapie geboren. Ich wusste sehr früh, dass es Zwillinge werden und von allen Seiten kam auch gleich der Tipp, dass es für uns alle drei unheimlich wichtig wäre, sie zu stillen. In meiner alten Manier habe ich mir dann auch gleich vorgenommen, alle zu beeindrucken, wie toll ich das hinbekomme und dann auch noch gleich zwei Kinder nur mit meiner Muttermilch satt zu bekommen. Diesen Plan gab ich anfangs noch nicht einmal auf, als ziemlich schnell klar war, dass meine operierte und bestrahlte rechte Brust nicht mitmachen konnte. Jetzt erst recht ... Wie sehr ich mich selbst unter Druck gesetzt und damit gestresst habe, habe ich erst sehr viel später gemerkt. Ich habe mich wie eine Wahnsinnige mit der Milchpumpe gequält, um auch nur den letzten Tropfen aus meiner linken Brust herauszusaugen und sie weiter zu animieren - nach dem Motto "Eine große Nachfrage steigert das Angebot!". Klar habe ich das in einem der Stillbücher gelesen.

Aber ich hatte das große Glück, eine sehr liebe und warmherzige Hebamme zu haben, die es geschafft hat, mich aus diesem Trauma zu erlösen. Genau wie Birgit es beschrieben hat. Erst als ich etwas ruhiger wurde und den Dingen etwas ihren Lauf ließ, wurde die Situation entspannter. Im Endeffekt habe ich meine Mädels sogar 7 1/2 Monate lang teilgestillt, bis sie keine Lust mehr hatten. Selbst da fiel mir der Abschied von dieser unglaublichen Nähe und unserem Stillritual nicht leicht. Ich habe mir damals gesagt, dass jeder Tropfen Muttermilch - und sei es noch so wenig - gut für meine Kinder ist und dass diese körperliche Nähe mindestens genauso viel Wert ist. Meine Mädels haben super mitgemacht und sowohl die Brust als auch die Flasche im Wechsel akzeptiert. Es gab keine "Saugverwirrung" wie die La Leche Liga gerne propagiert. So hat jeweils im Wechsel ein Kind eine komplette Falschenmahlzeit bekommen und das andere ein wenig Muttermilch und zusätzlich das Fläschchen.

Ich gebe zu, das war alles ganz schön anstrengend. Aber als ich anfing, diese Momente der Nähe einfach nur entspannt zu genießen, war es für mich das größte Glück!

Liebe Susanne, ich hoffe, ich kann dir mit meinen Erfahrungen etwas Mut machen. Aber selbst wenn du dich für das Abstillen entscheidest, ist das völlig ok. Ehe du das Gefühl hast, dass du deine Energiereserven zu sehr belastest und dann automatisch Angst vor einem Rezidiv oder einer Neuerkrankung bekommst, ist das sicherlich der beste Weg. Horch doch mal ganz in Ruhe in dich hinein. Ich bin überzeugt, dass du dann eine gute Antwort bekommen wirst.

Ich drücke dich und knuddel deinen kleinen Schatz von mir!
Deine Anne FFM
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Zack: Lächeln!
(aus "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran")

Derjenige, der sagt, das geht nicht, sollte nicht denjenigen unterbrechen, der es gerade tut.
Altes Chinesisches Sprichwort
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