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Alt 26.01.2009, 12:38
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Conny44 Conny44 ist offline
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Standard AW: Meine Schwester hat BSDK

Liebe Queeny,

ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit. Ich weiß allerdings nicht, was ich hoffen soll? Natürlich zuerst einmal, dass sich der Zustand deiner Schwester eventuell doch noch mal verbessert.

Das, was Gittylein schreibt (weiß ja nicht, was in der PN noch stand), kann ich so nicht untermauern, oder zumindest aber ist es nicht auf alle anwendbar.. Zum einen glaube ich aus eigener Erfahrung nicht, dass die Schwerstkranken den Angehörigen den Abschied leichter machen wollen, indem sie so reagieren und beschimpfen, sondern eher, weil sie mit ihrem Schicksal hadern, es nicht begreifen und auch nicht annehmen können, wie denn auch. Weil auch sie immer nach dem „WARUM“ fragen und in ihrer Hilflosigkeit die Angehörigen unbewusst dafür verantwortlich machen oder aber auch neidisch sind bzw. sich unverstanden fühlen, obwohl unendliches Verständnis da ist. Denn bei fast allem gibt es einen Schuldigen. Nur hier ist es einfach nicht möglich, eine Antwort darauf zu finden. Der Zorn wird einfach nur umgeleitet auf die Angehörigen, weil ja der Tod nicht wirklich angreifbar ist.

Dass man in Anwesenheit der Schwerstkranken nicht weinen soll, irritiert mich etwas und macht mich auch sprachlos, weil ich es absolut nicht so sehe. Natürlich versuchen wir uns im Beisein etwas zusammenzureißen und nicht pausenlos rumzujammern. Aber wenn mir nach weinen zumute war, dann tat ich es – zusammen mit meinem Mann und auch meinem Vater. Was ist daran verwerflich? Ich bin traurig, denn ich darf es sein, wenn ein Mensch so krank ist, und dann zeige ich es auch und mache kein Tabu draus. Ich kann mir nichts schlimmeres vorstellen, als dass meine beiden Lieben das Gefühl gehabt hätten, von mir angelogen zu werden. Denn ich hätte mich verstellen müssen. Und wenn der liebste Schatz anfängt zu weinen, dann halte mal dagegen Stand. Ich konnte es nicht. So haben wir halt zusammen geweint, und es war für beide befreiend!!!! Im Übrigen habe ich es bis heute nicht geschafft, loszulassen.

Leider konnte ich meinen Mann nicht loslassen und habe es ihm deshalb auch nicht gesagt, weil ich selbst so naiv war und gar nicht damit gerechnet hatte. Hätte ich es ihm aber vermittelt, dass ich ihn loslasse, dann wäre es ein Satz gewesen, der nicht aus meinem tiefsten Herzen gekommen wäre. Und da mein Mann mich ja kannte, hätte er es bemerkt. Somit wäre es wiederum von mir nicht ehrlich gewesen.

Ich finde, man sollte sich sicherlich ein Stück zurücknehmen, aber auch wir Angehörigen sind nur Menschen mit eigenen Gefühlen und begrenzten Kräften. Und ich denke, wenn man ehrliche und wahre Gefühle zeigt, dann ist es allemal mehr wert, als nach irgendeinem Schema zu handeln.

Ich wünsche dir alles Liebe und auch allen anderen hier.
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Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
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