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Alt 16.02.2009, 00:52
BirgitL BirgitL ist offline
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Registriert seit: 01.12.2008
Beiträge: 470
Standard AW: Tagtägliche Gesundheitsarbeit?

Hallo ihr Lieben,

grundsätzlich finde ich diesen Threat sehr gut und sicherlich auch informativ für alle. Deswegen hier mal meinen Bericht über tagtägliche Gesundheitsarbeit:

Als bei mir damals (12/07) die Diagnose EK FIGO III b gestellt wurde und ich mit Mut und Realismus die OP und anschließend auch die Chemo anging, war mir eines klar:

Du wirst dein Leben ändern, es anders gestalten und dich selbst dabei an die allererste Stelle setzen. Du wirst nur noch das tun, was dir Spaß macht und gefällt. Du wirst dich anders ernähren, dich anders verhalten, vor allem auch mal NEIN sagen, wenn es um irgendwelche Dinge geht, die dich mehr belasten als du zugestehen willst.

Das waren meine Vorsätze!

Und jetzt schreibe ich, was daraus geworden ist:

In der ersten Zeit der Erkrankung war alles ok. Ich hatte Zeit für mich, konnte meine Vorstellungen und Bedürfnisse in alle Richtungen auch ausführen. Doch je weiter ich mich vom Chemo-Ende entfernte und je mehr sich mein Zustand besserte, je weniger blieb von meinen Vorsätzen übrig.

Heute weiß ich nicht, an welcher Stelle ich stehe .

Für das, was mir Spaß macht und mir gefällt, habe ich kaum noch Zeit. Ich koche zwar etwas fettreduzierter und trinke auch rote Säfte, esse wohl etwas mehr Obst, aber im Großen und Ganzen habe ich nicht die Zeit so zu kochen, wie ich es eigentlich wollte.
Auch mit dem NEIN sagen klappt es nicht, wie von mir gedacht.

Weil ich nicht agieren kann, sondern reagieren muss.

Seit meine Schwiegermutter Mitte Dezember erkrankte, ist alles nicht mehr so wie es war. Bis Mitte Januar lag sie stationär und wurde mit einer Schmerztherapie entlassen, da man ihr anderweitig nicht mehr helfen konnte.

War sie anfangs noch etwas mobil, veränderte sich das schnell in die andere Richtung.
Sie wurde total pflegebedürftig und bettlägerig, benötigte bei allem unsere Hilfe.
Letztlich habe ich einen Pflegedienst beauftragt, damit ich wenigstens die morgendliche Körperpflege nicht auch noch erledigen musste.

Eine vorhandene Schwägerin zog es vor, ihren Mann 14 Tage in die Kur zu begleiten. So stand ich mit meinem Mann alleine da.

Während der Mittagsruhe war dann täglich mal ein wenig Zeit für mich.
Manchmal habe ich es sogar geschafft, mich auch etwas hinzulegen.

Seit Montag liegt sie wieder im KH, und seit Dienstag auf der ITS.
Sie hatte eine Nierenbeckenentzündung mit Harnwegsinfekt, daraus resultierend eine Blutvergiftung und obendrein noch eine Lungenentzündung.
Und das alles, weil der Chefarzt der Inneren „die Lage nicht richtig eingeschätzt hat, und es intern Probleme in der Mitteilungskette gegeben habe“(wie er uns sagte).
Dafür bin ich von 10 bis 16 Uhr im KH herumgelaufen und habe einen Arzt gesucht, der mir den „schlechten“ Zustand erklären sollte. Als sich dann endlich einer erbarmte, nach meiner Schwiegermutter zu sehen, war es fast zu spät und sie wurde sehr eilig auf die ITS gebracht.
Heute wird sie 79 Jahre alt.

Wenn sie das KH wieder verlassen kann, wird sie mit Sicherheit ein Pflegefall bleiben. Hinzu kommt, dass sie nach all dem jetzt teilweise nicht mehr orientiert ist.

Und, wenn wir sie nicht in ein Pflegeheim geben, wird das mit Sicherheit – auch wenn sich die Schwägerin inzwischen einbringt – ein Fulltimejob für mich. Denn ich bin ja täglich 24 Stunden im Haus!

Wie gut, dass ich damals die Rente aufgedrückt bekommen habe…..

Heute denke ich, wenn ich normal arbeiten würde hätte ich weniger Stress als jetzt……

Und, als ob das alles nicht schon genug Belastung für mich wäre, stellen sich just zu dieser Zeit auch eheliche Schwierigkeiten bei meiner Tochter – und finanzielle Schwierigkeiten (Arbeitsstellenverlust wegen Wirtschaftskrise) bei meinem Sohn ein.

Tagtägliche Gesundheitsarbeit? Für andere ja, aber für mich?
Wie denn?

Es grüßt euch alle
eine sehr nachdenkliche
Birgit

Geändert von BirgitL (16.02.2009 um 00:56 Uhr) Grund: eigener Fehler
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