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Alt 24.02.2009, 19:31
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Im Krankenhaus sterben

Liebe Galadriel!
Was du beschreibst, ist wohl der Traum vom Sterben im Krankenhaus. Aber leider sind zumindest hier in Unterfranken die Palliativbetten sehr selten. Es gibt in ganz Unterfranken nur drei Palliativstationen (im Julius-Spital Würzburg, in Aschaffenburg und Schweinfurt) mit jeweils recht wenigen Betten. In Würzburg hat man kürzlich von neun auf 15 Betten aufgerüstet, aber was ist das denn bei dem Bedarf? Man kann sich doch nicht monatelang vorher sicherheitshalber auf die Warteliste setzen lassen?
Ich krieg jetzt noch einen dicken Hals, wenn ich dran denke, was ich vor ein paar Tagen gelesen hab. Der Träger unseres Kreis-Gesundheitszentrums (ein ziemlich großes Einzugsgebiet mit drei "Kliniken", früher waren's sog. Kreiskrankenhäuser ) hat allen Ernstes in der Zeitung von sich gegeben, dass man überlegt, in Lohr (der größten der drei KH) ein paar Palliativbetten anzubieten, aber eine Palliativstation im Kreis Main-Spessart sei überflüssig, weil der Bedarf nicht da sei. Hallo??? Wen hat der denn gefragt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Meinung der Hospizvereine hier in der Gegend ist. Und Sterbende haben anscheinend keine Lobby ....

Aber so, wie du den Tod deines Vaters beschreibst, so hat es auch eine Bekannte von mir erlebt, deren Vater im Juliusspital in Würzburg starb. Sie war voll des Lobes über das dortige Personal, so was liebevolles, warmes ...

Ich hätte meine Mutter auf gar keinen Fall in einem "normalen" KH sterben lassen, schon gar nicht in der Uniklinik. Wenn es zuhause gar nicht mehr gegangen wäre, hätte ich sie ins Juliusspital einliefern lassen (auch wenn dann der HA vielleicht gefiept hätte, das sei doch nicht so einfach, wenn's nähere KH gäbe ...). Mit dem dortigen "Brückenteam" hatte ich mich schon besprochen, das hätte ich schon hingekriegt - Hauptsache, es wäre ein Bett frei gewesen ...

Meine Mutter ist ja zuhause gestorben, im Kreis der Menschen, die ihr wichtig waren - ich denke, das war für sie das Beste. Aber leider ist das ja nicht immer möglich. Sie war kurz vorher noch zur Schmerzmitteleinstellung im KH, und ich hab (aus einer Eingebung heraus) gesagt, wir holen sie Sonntag schon heim (geplant war Montag oder Dienstag). Nachdem sich am Montagabend dann ihr Zustand schon verschlechterte und am Dienstag ganz schlecht wurde, hätten wir sie nicht mehr heimholen können. Ich bin unheimlich dankbar für mein Bauchgefühl - so hatte sie noch zwei recht gute Tage daheim, und die letzten Stunden hat sie dann wohl nicht mehr so bewusst erlebt. Ich tu mir zwar noch immer schwer, die Erinnerung an diese für uns sehr harte Nacht aus dem Kopf zu bekommen, aber ich bin froh, dass es so war.

Und ich werde mal schauen, was man für mehr Palliativstationen tun kann. Ich werde wohl auf diesen Bericht hin einen Leserbrief schreiben - oder besser einen offenen Brief an den KH-Träger, vielleicht hilft's ja.

Ich wünsche euch allen einen wenn nicht schönen, dann doch wenigstens entspannenden Abend,
Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)
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