Thema: Stammtisch
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Alt 28.02.2009, 10:03
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Ja es ist so, es gibt nicht nur schwarz und weiß. Es ist wundervoll unsere Kinder gesund um mich zu wissen, jedes einzelne mit Eigenschaften, die mich oft an ihren Vater denken lassen. Und doch stehe ich seit dem Tod meines Mannes alleine da. Ich habe etwas anderes verloren, als meine Kinder, mir fehlt etwas anderes in meinem Leben als ihnen. Wir vermissen den selben Mensch, aber unser Verlust unterscheidet sich in der Beziehung, die wir zu ihm haben.

Ich habe darüber nachgedacht, ob es nicht oftmals einfach auch nur eine Erklärung für die anderen ist, dass man weitergemacht hat. Wegen der Kinder? Was, wenn sie nicht gewesen wären? Hätte ich mich umgebracht, und die Umwelt hätte begriffen wie groß meine Liebe ist? Habe ich es – trotz des anfänglichen Wunsches ihm zu folgen, damit dieser unsägliche Schmerz aufhört, nur wegen der Kinder nicht getan? Oder doch eher, weil ich leben wollte. So wie er leben wollte.

Und wie entsetzlich für die verwaisten Kinder, wenn die überlebenden Elternteile sich an die Kinder klammern, nur noch in den Kindern ihren Lebensinhalt sehen und ihnen somit die Freiheit nehmen, ihr eigenes Leben zu leben. Die Kinder als Partnerersatz, um nicht an der Einsamkeit zu zerbrechen. Welch fürchterliche Bürde für die Kinder, die angeblich der Grund sind, weshalb man selbst weitermacht.

Nicht nur schwarz und weiß. Und wie schön, dass du es so oft erlebst. Dass du Teil unseres chaotischen Lebens bist und ich sehe deinen erstaunten Blick. Keinen Augenblick Ruhe, ein ständiges Kommen und Gehen. Mag für ein paar Stunden den Eindruck von wunderbarer Abwechslung haben. Stimmt. Und wie schön, dass du den vier „Plagen“ so wichtig bist. Dass du teilhaben darfst an den wunderschönen Momenten, in denen sie einfach nur „richtig“ sind. Wenn du um Rat gefragt wirst, wenn du Mitten Im Zoff nicht mehr weißt, wie du abtauchen kannst? Wenn du Briefe erhältst unter dem Tannenbaum, Zeilen an Jürgen gerichtet….

Und doch für mich? Die Momente der Stille, der Einsamkeit, der Ausschließlichkeit für die Trauer, sie sind zu selten gewesen. Und bei dir? Wie gerne sind wir in deinem Nest, in dem die Dinge ihren Platz haben und auch dort bleiben, in dem man ungestört reden kann, nicht ständig durch Telefon oder Türklingel aus den Gedanken gerissen. Ja, was du hast sehne ich mir hin und wieder herbei, so wie du umgekehrt.

Und der neue Partner? Der Tod hat die Unbeschwertheit mitgenommen, auf beiden Seiten. So vieles ist leichter, wenn man nicht mehr alleine ist. Aber die Trauer bleibt für jeden von uns ganz alleine, in unseren Herzen, bremst oftmals aus. Es gibt keinen unbeschwerten Neuanfang, denn das geliebte alte Leben ist unser ständiger Begleiter, erfordert Unmengen an Verständnis und Respekt, Talfahrten zu unterschiedlichen Zeiten, Zeitreisen, die das Lachen wieder ersticken lassen.

Wieder viel zu viel geschrieben, Und weil ich mich erinnert habe, lege ich noch ein paar Zeilen in unser Körbchen:

Gefühle:
Man sagte mir, alle Gefühle seien weiß oder schwarz oder dazwischen also grau.
Aber es kamen gelbe dazu, rote, violette, braune und sogar zweifarbige.
Ich war ratlos, bis ich erfuhr, dass die meisten Menschen ihre farbigen Gefühle verdrängen, so dass nur schwarz, weiß und grau verbleiben kann.
Ich spüre aber, dass man mit einer ganzen Farbpalette bunter malen kann als nur mit einem Bleistift.


(Verfasser mir unbekannt)

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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