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Alt 10.03.2009, 16:53
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Gabi, liebe Diana!
Mir fehlt momentan der Auslauf - unser Hund hat schon Schwimmhäute zwischen den Zehen und braucht dreimal täglich eine Unterbodenwäsche , und aus unserem Wohnzimmer könnte man eine Kiesgrube machen. Radfahren, Inliner fahren, wandern, ausreiten - das wär's jetzt ... Aber bei DEM Dauerregen????
Die Tablettenkur gegen den H. pylori hat mein Mann hinter sich, dem haben auch die Monsterteile nichts ausgemacht. Jetzt kämpft er gegen eine Erschöpfungsdepression, kriegt morgens zur Stimmungsaufhellung ein Antidepressivum, abend die "Schlaftropfen" meiner Mutter (die würde ich freuen, muss ich ihr die Tage mal erzählen ) nach ärztlicher Verordnung. Das Wetter drückt natürlich auch noch auf die Stimmung. Und dann haben wir gestern festgestellt, dass der Sitzbelegungssensor für den Airbag in unserem Auto einen Defekt hat - das zu erneuern, kostet über 800 Euro - und da soll man noch positiv denken ???? Ich kann meinem Mann halt nicht klarmachen, dass die Reparatur keinen Euro billiger wird, wenn er sich den Kopf zerbricht ... Er sorgt sich ....

Meinem Vater geht's verhältnismäßig gut, ihn nervt das Wetter halt auch - sonst kam er ja immer mal, hat mit unserem Hund im Garten gespielt, ist mehrmals die Woche auf den Friedhof gefahren, aber da ist ja momentan auch alles so sumpfig ... Backen kann er übrigens nicht , kochen dafür schon ziemlich gut, halt alles so reichhaltig ("... der Lafer - oder was weiß ich wer noch - kocht doch auch immer mit soooo viel Butter und Sahne ...") - da wundert einen der BMI 40+++ nicht mehr ...

Was mich heut geärgert hat: mein Vater hat eine Rechnung vom HA über die Feststellung des Todes und die Leichenschau bekommen, ist ja keine Kassenleistung. So weit, so gut - aber muss man das unbedingt mit dem 2,3-fachen Satz abrechnen wie bei "normalen" Privatpatienten? Meine Mutter war ja schließlich gesetzlich versichert, und dazu langjährige Patientin (über 10 Jahre) - wenn schon gesteigert, dann hätten's doch sicher auch 1,5 als Faktor getan. Ich wollte schon anrufen, ob's vielleicht ein Abrechnungsfehler ist (dass bei Privatrechnungen vom Programm automatisch der 2,3-fache Satz angenommen wird), aber mein Vater meinte, das könne man doch nicht machen ... Und der Doktor sei doch auch immer gekommen, wenn man ihn gebraucht hätte - okay, aber auch nicht immer so schnell, wie man es sich oft gewünscht hätte ... Und seine private Nummer hat er für Notfälle auch nicht rausgerückt (was laut einer Apothekerin bei solch schweren Krankheiten eigentlich üblich sei) - aber ich steh im Notfall ja auch Sonntagvormittag beim Doc vor der Haustür, wenn's sein muss ... Ich fand die Rechnung schon ein bisschen übertrieben ...

Am Wochenende hatten wir nochmal ziemlich Papierkram, weil das Nachlassgericht eine Auflistung des "Nachlasses" wollte - obwohl schon beim Bestatter angegeben wurde, dass weder Vermögen noch Grundbesitz vorhanden waren. Wir mussten sogar das 13 Jahre alte Familienauto schätzen lassen, weil es (wegen der Versicherung) auf meine Mutter zugelassen war ... Dazu möglichst genau datierte Kontoauszüge - klar, wenn ich gewusst hätte, wann meine Mutter stirbt, hätte ich die taggenau besorgt -, damit man die Hälfte vom "Vermögen" angeben konnte. Na ja, wenn man dann die Bestattungskosten abrechnet, geht's eh auf Null aus - aber allein der Aufwand! Mein Vater war damit hoffnungslos überfordert ...

Was meinen Vater sehr beschäftigt: er macht sich Vorwürfe, dass er damals in die OP und die Bestrahlungen eingewilligt hat, weil sie meine Mutter so belastet hatten ... Das mit den Bestrahlungen versuche ich seit Tagen ihm auszureden - sie haben mit Sicherheit verhindert, dass der Primärtumor weiter wuchs und dann eben Atemnot oder andere größere Beschwerden hervorgerufen hätte - ich hoffe, er versteht das irgendwann ... Mit der OP ist es anders - er wirft sich jetzt halt vor, meine Meinung dazu so ignoriert zu haben. Ich war ja von Anfang an der Meinung, dass die OP äußerst grenzwertig war - bei T3N2 ist das absolut nicht mehr Standard, und ich denke immer öfter, dass man bei dem Befund der Thorax N1 geschrieben hat (die Pneumo ging ja von N2 aus!), um diesen etwas zu "schönen" .... Stadium IIIa oder IIIb - das ist ja oft schon ausschlaggebend, ob man noch operiert.
Jetzt ist mein Vater halt überzeugt, meine Mutter würde wahrscheinlich noch leben, wenn sie nicht operiert worden wäre ... Und ich kann's ihm nicht mal sicher ausreden, weil man das einfach nicht weiß - vielleicht wäre ihr Allgemeinzustand dann letztlich nicht so schlecht gewesen, die abgebrochene OP hat sie schon sehr mitgenommen, sowohl körperlich als auch seelisch ... Ihn lässt auch nicht in Ruhe, woran meine Mutter jetzt tatsächlich gestorben ist - warum sie innerhalb von wenigen Tagen praktisch nicht mehr essen und trinken konnte ... Ich vermute, dass eine Metastase auf die Speiseröhre gedrückt hat (in der Gegend wurden ja neue gefunden), oder dass es ein späterer Strahlenschaden war (die Speiseröhre meiner Mutter war ja aus Brustmuskulatur nachgebildet worden, keine Ahnung, was die Bestrahlung da bewirkt hat ...). Es tut mir dann schon sehr weh, wenn er so redet ... Aber vielleicht ist das SEINE Art der Trauerbewältigung, deshalb lasse ich ihn eigentlich auch - versuche, ihm soweit möglich, die Schuldgefühle zu nehmen, aber ich akzeptiere seine Sichtweise ...

Aber im großen und ganzen: wenn ich den "Zustand" meines Vaters mit dem meiner Schwiegermutter vor einigen Jahren vergleiche, kommt er wirklich gut mit der Situation klar - so weit man mit einer solchen Situation klarkommen kann ...

Ich wünsche euch - trotz Dauerregen - einen schönen gemütlichen Abend! Ich werde jetzt den armen Hund noch mal rausjagen und mir dann später ein schönes Schoki-Macadamia-Bad einlassen ...

Herzlichen Gruß, Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)
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