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Alt 04.12.2003, 12:05
Gast
 
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Standard auf einmal ist alles anders

Danke euch allen für eure aufmunternden und mahnenden Worte.

Hildegard, ich finde Dich nicht unsanft, ich schätze klare Worte.

Wir haben keine klare Prognose bekommen, nur den Hinweis, dass es wichtig ist, Dinge zu klären bzw. zu regeln, solange das noch möglich ist... Und das im selben Gespräch, in dem meine Mutter 'offiziell' die Diagnose bekommen hatte, gehört hatte sie sie schon, als sie nach dem Stent aus der Schlafnarkose aufgewacht ist. (Diese Art von 'klaren Worten' hätten wir nicht gleich am ersten Abend gebraucht.) Später war dann von 2-3 Monaten die Rede (wohlgemerkt, wir haben nie nach sowas gefragt).
Mich interessiert die zeitliche Prognose eher nicht, es geht, solange es geht, doch meine Mutter macht sich natürlich Gedanken, und sie hat mir dann nach ein paar Tagen gesagt, was sie will und was nicht und wie sie sich ihr Fortgehen vorstellt. Als sie dann innerhalb von Tagen sichtbar Gewicht verloren hat und die Schmerzen schlimmer wurden, war ich völlig verunsichert, und es schien mir wichtig, zumindest zu klären, ob das, was sie will, möglich ist. Als es dann so aussah, dass das nicht geht, fühlte ich mich total hilflos...
Und so kam ich dann hier rein.

Mittlerweile bin ich zuversichtlicher, dass meine Mutter, wenn die Zeit da ist, so gehen kann, wie sie sich das wünscht. Das hilft mir sehr, mich auf die Gegenwart zu konzentrieren und im Hier und Jetzt mit meiner Mutter zu sein.
Über ihren Tod, das Wie oder Wann mache ich mir gar keine Gedanken, ich hoffe, dass die Chemo ihr hilft und dass sie nicht darunter leiden wird. Was mir zu schaffen macht ist die Tatsache, dass ich so wenig weiss über Behandlungsmethoden, Schmerzmittel und Möglichkeiten, die anderen 'Begleiterscheinungen' der Krankheit zu mildern. Meine Mutter hinterfragt bei Ärzten eher nichts, sie verlässt sich aber irgendwie darauf, dass ich die 'richtigen' Fragen stelle und 'weiss', was getan werden muss. Ich komme da nur langsam voran, sie fühlt sich da ganz sicher, ich weiss aber, dass ich wenig bis nichts weiss, fühle mich total unsicher und hoffe, dass ich nichts vergesse...

'Aufgegeben' habe ich nicht, jetzt bei meiner Mutter nicht, und damals bei meinem Vater nicht, in seinen letzten Tagen habe ich von Stunde zu Stunde geschaut und an seinem letzten Tag von Minute zu Minute. Meine Mutter hat nach dem ersten Schock und den ersten verzweifelten Tagen wieder Hoffnung geschöpft, und gestern konnten wir gemeinsam Richtung Weihnachten schauen.
Sie hat sich sogar selbst 'richtig' gekocht, und eben rief sie an und hat von ihrem ersten Halbstundenspaziergang (in Begleitung, aber 'ohne Einhängen') erzählt. Es geht aufwärts !!!

Und morgen gehts zur ersten Chemo. Ich hoffe...
Barbara
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