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Alt 02.04.2009, 14:09
Kellerkind Kellerkind ist offline
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Standard AW: Wie erzähle ich es meinem Kind?

Liebe Jenicl,

das tut mir leid, daß Du in dieser Situation bist. Ich bekam die Diagnose DCIS, also Krebs-Vorstufe, Okt.2008 und wir haben 2 Kinder, Tochter mit 23, Sohn mit 10.

Der Tochter hab ich es nach Weihnachten erzählt, was sehr schlimm war. Wie ich mit dem Sohn umgehen sollte, wußt ich nicht. Wußte nur, wollte ihm nicht das gleiche zumuten wie der Tochter. Habe ihm dann - zwischen Tür und Angel - gesagt, daß ich ins KH müsse, weil da was wär, was da nicht hingehört.

Ok, für ihn. Als ich dann nach der Vorstationären heimkam, mit Drähten markiert und Verbänden, hab ich ihm schon erzählt, was sie warum gemacht haben.
Dann war auch das ok für ihn. Im KH auch alles ok, da ich mich relativ normal verhielt.

Nun dachten wir, daß damit alles erledigt wäre. Bis die Diagnose kam, nicht im gesunden entnommen und Amputation drohte. Da konnt ich nicht mehr, bin zu einer psycho-onkologin gegangen.

Und wir sprachen über die Kinder, wobei ich erklärte, nur ausführlich mit der Tochter gesprochen zu haben. Auch über die Entscheidungsfindung zu Aufbau etc. Und sie sagte: und der Sohn? Und ich so, ja, noch zu klein und warum belasten und so wenig Infos wie möglich. Und da hat sie bald die Hände überm Kopf zusammengeschlagen und mir auch das Buch von Sylvia Broeckmann: Plötzlich ist alles anders...empfohlen. Dort ist je nach Alter der Kinder aufgeführt, welche Information wichtig sind. Und das hat mir die Augen geöffnet.
Und hab dann sofort mit dem Sohn gesprochen, auch über die Amputation und was man wie machen wird. Also eher vom medizinischen Aspekt, damit der auch sieht, was die Ärzte heute alles schon können.

Und da der Sohn auch mal mitkriegte, daß ich bei Nachbars heulte, konnt er nun verstehen, warum. Habe auch das Wort Krebs, aber dennoch Vorstufe, gesagt. Das ist wichtig. Und daß ich daran nicht sterben werde. Habe auch seiner Lehrerin und den Horterziehern Bescheid gesagt, damit sie auf ihn achten können, falls was wär.

Nun ist die Amputation vorbei, bin seit 1 Woche zuhause, und für den Sohn geht alles weiter wei bisher. Er hat auch überhaupt keinen Klemmer mit irgendwas. Leidet nicht, weint nicht, also ganz normal. Was süß war, er erzählte mir, daß seine Lehrerin kam und ihn fragte, ob die Mami schon in der Klinik war. Und ein Schulfreund fragte ihn, was sie von ihm wollte. Und der Sohn: meine Mami hat ne Vorstufe von Krebs aber das ist heilbar.
Und er erzählt niemandem was davon, er ist sehr loyal. Aber das ist uach sein Wesen.

Also ich kann nur empfehlen, daß ihr das Wort Krebs nennt. Er hört mehr, als Ihr glaubt. Und wenn er von anderen etwas aufschnappt, ist das ein Vertrauensbruch für ihn.

Für uns ist die Informationswelt jetzt OK. Habe auch gelernt, daß die große NICHT als Entscheidungsfinder herhalten darf. Nur als Info-Nehmer.

Hoffe, das hilft Dir ein bißchen. Viel Glück wünsche ich Euch und eine gute Genesung.
Liebne Gruß,
das Kellerkind
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