Thema: Stammtisch
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Alt 15.06.2009, 12:49
Anemone Anemone ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo alle zusammen,
ist schon eine Weile her, dass ich mich hier gemeldet habe. Ich muss momentan vieles "verdauen", das hat mich ein bißchen stumm gemacht. Mein "Bub" (36, lange erwachsen also), der bisher mit seiner Familie drei Kilometer von mir entfernt wohnte, wird demnächst 300 km weit weg sein. Job, Karriere, Versetzung innerhalb des Konzerns, wie das heute so ist. Man muss froh sein, wenn man in diesen Zeiten eine tolle Chance bekommt. Ich weiß das ja alles, freue mich mit ihm. Und trotzdem - ein Abschied... O.k. was sind schon dreihundert Kilometer heutzutage??? Drei Stunden Autobahn oder Zugfahrt. Aber nicht mal eben eine kleine Radeltour mit "Hallo ihr Schätzchen, wie geht's euch denn heute?? Oder: Ich hab einfach so eine Erdbeertorte gebacken, wollt ihr zum Kaffee kommen?
Ich weiß, ich weiß, man muss die Kinder loslassen, sie haben ihr eigenes Leben. Trotzdem tut's weh, ich kann nichts dafür, bin vielleicht einfach zu dünnhäutig geworden in den letzten Jahren.
Siegfried, ich finde es toll, dass Du jetzt schon einen Urlaub dort machen konntest, wo Du mit Deiner geliebten Frau immer warst. Ich wollte so gerne mal wieder an den Bodensee, dort haben mein Schatz und ich fast jedes Jahr ein paar Tage oder Wochen verbracht. Er ist nun seit 3 1/2 Jahren nicht mehr bei mir. Ich bin erst jetzt so weit, dass ich dorthin fahren kann, weiß nur noch nicht genau, ob es dieses Jahr noch klappt. Vor ein paar Wochen war ich zum Radeln in Frankreich an der Loire. Dort habe ich den letzten Urlaub mit meinem Mann gemeinsam verbracht. Es war zwar traurig, aber auch schön, weil viele gute Erinnerungen wieder lebendig wurden.
Jeder geht damit anders um. Jeder soll es so machen, wie es gut ist für ihn (oder sie).
Annette, mir gehts wie Dir: mir fällt es immer noch schwer, zu irgendwelchen Veranstaltungen zu gehen wo es laut und lustig hergeht. Ich sitze dann mittendrin, mach ein möglichst fröhliches Gesicht (mein "Gutgeh"-Gesicht) und wünsche mich weit weg (Vogelgezwitscher etc.). Andererseits möchte ich meinen Freunden nicht immer (noch) einen Korb geben, wenn sie mich einladen. Es könnte, glaube ich, keiner verstehen, dass noch so viel Trauer in mir ist.
Zu diesem Thema hier ein Gedicht, das mir gut gefällt:

Geht es dir gut,
werde ich gefragt
im vorübergehen.
Doch, gut, sage ich
und zeige das passende Gesicht,
mein gutgehendes Gesicht.

Mein anderes Gesicht
verberge ich liebevoll
unter meiner Kleidung.
Zu Hause ziehe ich mich aus.
Dann darf es seine Trauer tragen.

(R. Salzbrenner)


Seid für heute alle miteinander ganz lieb gegrüßt. Liebe Grüße,
Anemone

Geändert von gitti2002 (23.02.2015 um 23:13 Uhr) Grund: PN
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