Ich sitze hier und beweine mich selbst. Was hast du gedacht, wenn du geweint hast? Was waren deine Gedanken, wenn ich neben dir schlief? Hast du mich angesehen dabei? Hast du an uns gedacht, wie alles anfing, wie es weiterging? An unsere Kinder, die Enkel? Wie es enden wird?
Wie gross war deine Angst? Wenn du in deinen Körper hinein gehört hast. Du hast die Signale gesehen und gespürt. Hast deine Atemzüge belauscht. Jeder Atemzug eine Qual. Deinen Herzschlag, das Rasseln in deinen Lungen. Der Druck, der dir den Atem nimmt. Jeder Atemzug eine Qual. Die hässliche, tödliche Krake, die dich immer fester umarmt. Nicht mehr loslässt, dir die Luft nimmt.
Entsetzen, Enttäuschung, Angst.............
Entsetzlich die Erkenntnis: ich schaffe es nicht. Nicht mehr lange. Tage gleiten durch die Finger, nicht festzuhalten. Unaufhaltsam. So viel Mühen, Schmerzen..............
Gross die Enttäuschung: alles umsonst, der Kampf, die Schmerzen. So viel hatte ich noch vor. Wollte zusammen alt werden, wollte die Früchte meines Lebens ernten, wollte leben, wollte noch lieben! Meine Kinder, meine Enkelinnen, meinen Mann. Ich bin zu müde zum Kämpfen, zum Leben und zum Lieben.............
Furchtbare Angst: wie wird das Ende sein? Nochmal kämpfen, quälen? Dieser Krebs, er durchbohrt mich, frisst mich auf. Was wird aus den Menschen, die ich liebe? Was kommt danach? Niemand ist da, der mir in die Hand verspricht: du hast es bald geschafft. Ich seh nur das Ende..............
Meine Gedanken drehen sich dabei nicht im Kreis. Sie purzeln auf einer Spirale, die immer enger wird, die irgendwo ein Ende hat...........rasend schnell.............
Ich spüre dich, du bist da.