Thema: chemoschäden
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Alt 12.01.2004, 01:42
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Standard chemoschäden

@ tina:
"Ich hatte eine Therapie angefangen, aber sie relativ schnell wieder abgebrochen, weil selbst meine Therapeutin mich nicht wirklich ernst nahm."

das problem hatte ich immer schon mit therapeuten. manchmal habe ich den eindruck, dass das, was ich eigentlich viel mehr bräuchte, sowas wie eine weise grossmutter oder ein shamane wäre.
jemand, der antworten weiss auf die fragen, bei denen ich mich im kreis drehe.
jemand, der _mich_ mal in den arm nimmt, wenn ich nicht mehr kann. solche menschen scheinen leider sehr selten zu sein.

" Nun versuche ich es alleine, mich aus dem "Loch" wieder herauszuhangeln, vielleicht ist es aber auch genau das, was ich für mich persönlich brauche? "

tut es dir gut?
für mich kann ich sagen: der krebs hat mich sehr viel gelehrt - ich weiss dass ich fast alles schaffen kann. aber manchmal glaube ich es eben einfach nicht.
das ist der haken - ich weiss mehr und ich glaube weniger.
fast, als könne man glaubenskraft aufbrauchen.
kinder glauben an das christkind, und menschen, die mal krebs hatten, glauben nicht mal mehr an sich selbst?
wie kann man den gleuben zurückgewinnen?

(nur mal so ein paar gedankenansätze)

@ dominique

"es scheinen die Vorzeigepatientinnen zu sein, die erst später ihre Probleme bekommen. Immer fröhlich und die anderen aufbauend. Bloss nicht zu viel Reflektion... "

nein, zu der sorte gehöre ich nicht. es war ein riesenschock, als ich kapiert habe, dass mein leben schon mit 24 zu ende sein könnte. aber ich habe es akzeptiert- und ich habe sogar soweit weitergedacht, dass ich meine mutter darum gebeten habe, mir beim sterben zu helfen, wenn ich sie darum bitten sollte.

manchmal habe ich den eindruck, dass es gerade dieses lernen im schnellverfahren war, was mich so viel kraft gekostet hat.

weisst du: ich hatte während dieser zeit _wirklich_ meinen frieden. es war für mich ein grund, gute laune zu haben, wenn die sonne schien, oder wenn der schnuckelige assistenzarzt den port anstechen musste :-)

"etwa fünf jahre nach therapieende habe ich beschlossen nicht mehr wegen der erlebnisse zu weinen. "

geweint habe ich damals, als es hiess: evtl. krebs. und später, als es mir dann richtig dreckig ging. aber danach? nein.
da war ich sooo froh, es geschafft zu haben - den kampf gewonnen zu haben. ich habe auch meine erfahrungen in einen artikel gepackt und den auf verschiedenen foren veröffentlicht - das schreiben und die diskussionen danach haben das ganze nochmal gefiltert.

"Ich merke jedenfalls auch heute noch, dass ich weniger kraft als andere habe, mit stress-situationen schlecht umgehen kann und öfter zeit für mich allein brauche, denn das alleinsein habe ich während meiner krankheit gut gelernt. "

diesen satz kann ich 100%ig unterschreiben.
ich hab das jetzt schon von einigen gehört - und selbst die erfahrung gemacht, dass zum einen die freunde weniger werden während einem krebs.
ausserdem bleibt einem nichts anderes übrig, als sich selbst zu helfen - das kann niemand anders in dem masse.

"Dennoch lassen mich die erlebnisse auch nach 15 jahren nicht los und es überrascht mich selbst, dass ich heute so ein forum besuche. habe ich nämlich bislang noch nie gemacht... "

*nick*
ist heute auch mein erstes mal...

liebe grüsse an euch beide und alle anderen, denen es geht wie uns.
tine
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