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Alt 30.07.2009, 21:53
HeikeD. HeikeD. ist offline
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Standard AW: Das Unverständnis der anderen...

Hallo, Ihr Lieben,

ich habe Eure Berichte gelesen und die ganze Zeit über genickt.
Ich kann auch ein Lied davon singen.

Leider stecke ich ja mitten drin in meiner Krankheit und wurde somit auch nach einem Jahr "befristeter Rente" aufgrund der Rezidive für immer zum "Frührentner'", damals war ich noch 49 Jahre alt.

Meine Nachbarschaft, die man halt nur vom Grüßen kennt, wurde bereits nach einem halben Jahr "stutzig". Sätze wie: " Die geht doch mit ihrem Hund Gassi, wieso geht die dann nicht wieder arbeiten?" wurden mir von anderen zugetragen. Oder die, die nicht ganz so boshaft waren, strahlten mich beim Spazierengehen an und sagten: " Wie schön, dass du den Krebs besiegt hast."

Das Tollste war: In dem Krankenhaus, wo ich meine Chemos bekomme und alle 3 Wochen zur Kontrolle erscheine (dort habe ich bis zu meiner Krankheit auch gearbeitet), raunte eine meiner Kolleginnen, die ich freundlich lächelnd gegrüßt hatte, einer anderen Kollegin zu: " Die lacht auch noch!" Ich blieb erst verdutzt stehen, bin dann aber doch stumm weitergegangen. Mir fehlten einfach die Worte!

Natürlich habe ich mich, wann immer ich das Haus verließ, so schön wie möglich gemacht und bemüht, nicht so "krank" auszusehen und vor allen Dingen nicht so deprimiert auszuschauen. Dazu kommt, dass ich immer ein Pummel war und absurderweise unter den Chemos nochmals 15 Kilos zugenommen habe (worüber ich natürlich superunglücklich bin!).

Somit entspricht man aber scheinbar nicht dem Bild, das vielen Leuten vorgaukelt. Es ist derartig absurd, dass man bei vielen nur als "krank" gilt, wenn man hohläugig, ausgemergelt, möglichst im Rollstuhl sitzend und selbstverständlich kahlköpfig daherkommt. Und dann noch Schonung zu erwarten, wenn man dieses Klischee nicht erfüllt, ist wohl zuviel verlangt.

Man erwartet doch gar kein Mitleid, aber dass einem ständig suggeriert wird, dass man, wenn man nicht krank aussieht, gefälligst auch wie ein Gesunder zu funktionieren hat und Fragen nach dem Befinden mit "Gut" beantworten muss, ist so ärgerlich wie frustrierend.

Ich habe mir angewöhnt, bei "dusseligen Kommentaren" zu antworten: "Wenn du meinst!" Glücklicherweise handelt es sich dabei ja meistens um Leute, die einen nicht so gut kennen und einem auch nicht so wichtig sind. Trotzdem nervt es mich immer noch.

Bei dem von dir beschriebenen Fall, liebe Mosi-Bär, würde ich ganz energisch auftreten und sagen: " Ich bin nicht gesund. Punkt!" Erklärungen wirken meiner Meinung wie eine Entschuldigung, und das haben wir doch wirklich nicht nötig.

Auf diese Art ( Ich bin nicht gesund, Punkt!) muss ich leider des öfteren Dinge bei meiner 14-jährigen Tochter und auch bei meinem Mann einfordern. Denn gerade diese Beiden, für die ich krampfhaft versuche, den Alltag zu leben, "vergessen" gern und oft, dass ich nicht so kann wie ich möchte. Aber diese Beiden sind auch die Einzigen, denen ich das zugestehe, denn mich als "gesund" zu behandeln, ist natürlich auch eine Art Selbstschutz ihrerseits.

Jede von uns muss sich hier wohl einfach ein dickes Fell anschaffen und möglichst für die am häufigsten vorkommenden Situationen eine Strategie zurechtlegen, damit uns diese Unverschämtheiten nicht mehr so treffen.

Viele liebe Grüße von der Ostsee an Euch,liebe Mitstreiterinnen,

Heike
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