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Alt 13.02.2004, 10:27
Gast
 
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Standard Warum wird die Trauer nicht weniger?

Hallo petra
ich fühle ähnlich wie Du, ein Tag wie der andere ohne Höhen und Tiefen. Morgen hat mein Sohn Geburtstag, er wird 5 Jahre und ist schon ganz aufgeregt. Ich muß so tun als ob ich auch fröhlich bin, denn alles andere würde er noch nicht verstehen, denke ich. Das schlimmste für mich ist, ich werde meinen Vater so schrecklich vermissen. Ich selber hatte Silvester Geburtstag und als ich die Karte meiner Mutter gelesen habe, wo einfach nicht mehr steht "dein Papa" ich hatte einen richtigen Weinkrampf, morgen wird sicher ähnlich weil ja auch nicht mehr steht
-dein Opa- mein Sohn versteht das noch nicht, ist wahrscheinlich auch gut so. Ich muß mich halt zusmmenreißen, am besten ich lese die Karte diesmal nicht vor. Es kommen ja auch eine Menge anderer Kinder, vielleicht lenkt es ab. Ich weiß auch nicht warum so viele Menschen denken das es jetzt schon besser sein müßte, ich kann mir das nicht erklären. Von meiner Schwiegermutter ist vor etwas über einem Jahr der Vater gestorben, an Altersschwäche. Sie hat an dem Tag der Beerdigung so geweint, aber danach hat sie gesagt das Leben geht weiter und ich habe sie nie wieder traurig gesehen. Sie konnte sofort lachen, fröhlich sein unter Menschen gehen, ich kann das alles nicht. Wenn ich schon in der Stadt bin und stehe im Aufzug wo sich viele unterhalten lachen und spöckskes machen, kann ich es kaum ertragen, ich gehe dann raus obwohl ich noch gar nicht in der Etage bin wo ich hin will und gehe zu Fuß, weil da nicht soviele Menschen sind. Irgendwie steht die Zeit still, obwohl alles seinen gewohnten gang geht. Seinen Mann zu verlieren muß noch schlimmer sein, denn Du warst ja immer zusammen mit ihm, das vermissen muss da ja noch stärker sein. Ich habe so 3 mal die Woche telefoniert mit meinen Eltern und jeden Sonntag haben wir uns gesehen und das vermisse ich schon so sehr, obwohl ja meine Mama jedes Wochenende bei uns schläft, es ist einfach nicht das gleiche. Hast Du eigentlich Kontakt zu Deinen Schwiegereltern, können sie Dir etwas Kraft geben oder ihr euch gegenseitig? Meine Familie ist leider sehr klein, mein Papa hat noch einen Bruder, aber zu meiner Mutter haben sie nicht viel Kontakt. Meine Mama hat noch eine Schwester, die ruft aber auch kaum an und fragt mal wie es ihr geht. Irgendwie behandeln ein alle wie Aussätzige, das ist schon komisch. Ich wünsche Dir und Deiner Tochter weiterhin alles Liebe, irgendwie müssen wir dieses Jahr hinter uns bringen, vielleicht wird es dann ein bischen leichter, dass hat zumindest mein Arzt gesagt. Jetzt kann ich mir das einfach noch nicht vorstellen. Vor Karneval graut es mir auch schon, aber da muß man durch, habe sonst eigentlich immer ganz gerne gefeiert, geht aber nicht. Wenn ich morgens aufstehe habe ich immer das gefühlt, mich hätte nachts jemand verprügelt, ich weiß gar nicht wo das her kommt, aber ich komme kaputter aus dem Bett wie ich vorher reingegangen bin. Auch komisch, ich mache jetzt Schluß irgendwie schreibe ich heute etwas zusammenhanglos, kriege meine Gedanken nicht sortiert.
Liebe Anja,
ich würde Dir so gern etwas tröstendes sagen, aber ganz erhlich mir fällt nichts ein. Es ist ganz schrecklich was Dir geschehen ist und es wird sicher ewig dauern bis Du das alles verarbeitet hast. Du warst ja erst gerade mal dabei, die Trauer und Abschied von Deinem Vater und Deinem Bruder zu verarbeiten, dann soetwas. Ich weiß ja nicht wie die Beziehung Deiner Eltern zueinander war, aber vielleicht wollte Deine Mama auch nicht mehr richtig leben und bei ihrem Mann sein, soetwas hört man ja öfter? Das wäre zwar auch kein Trost für uns die wir hier zurückbleiben, aber für sie wäre ja dann ein Wunsch in Erfüllung gegangen, wenn es so wäre, ich weiß es ja nicht. Hast Du denn noch andere Verwandte die Dir beistehen? Diese Scheißkrankheit, nein Du hast schon recht fair kann das nicht sein.
Ich weiß nicht ob es jemand interessiert, wenn nicht einfach überlesen. Meine Uroma hat sehr früh ihre Mama verloren und mußte als Älteste ihre 3 Geschwister großziehen. Sie war damals 13 Jahre alt und ihre Mama hatte Krebs. Als sie geheiratet hat bekam sie 6 Kinder (+2Fehlgeburten)ihr Mann ist gestorben als die Kinder noch klein waren. Sie mußte sie allein großziehen und ihr erstes Kind, die jüngste, ist mit 38 Jahren an Krebs gestorben. Danach sind noch 4 Kinder gestorben und nur einer hat sie überlebt, sie selbst hatte zum Schluß auch Krebs und wollte irgendwann auch nicht mehr, ich weiß nicht wie sie das geschafft hat, warum haben es manche Menschen so schwer im Leben, ich glaube ich könnte das nicht ertragen. Ich habe Hochachtung vor meiner Uroma denn sie hat nie aufgegeben. Ich könnte es nicht.
Wir müssen bald den Grabstein aussuchen, davor graut mir schon wieder.
Alles Liebe Euch allen bis bald schaue wieder rein Manuela
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