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Alt 27.12.2009, 19:12
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Ich zünde eine Kerze an für...

Ich zünde heute drei Kerzen an...

...eine Kerze für meinen Papa, geb. 1935 - gest. 16.11.2006 an Leukämie

Die letzten Stunden waren wir uns sehr nah, es war schön, bei Dir zu sein, Deine Hand zu halten und Dir beizustehen. Die Sonne ging auf, als Deine Seele den Körper verliess, dann den Raum.
Zwei Stunden hielt ich noch Deine Hand, bevor wir Dich zudeckten nach einer durchwachten Nacht. Hab Dank für alles!
Manchmal heule ich einfach so los, das geht am besten, wenn ich alleine bin.
Ein Trost: Du hast 2006 nicht lange leiden müssen, das Rezidiv kam und Du starbst nach wenigen Tagen. Deine letzten Worte war Deine Frage, warum es so schnell gehen musste. Ja, warum?
Ich habe einige, mir wichtige Erinnerungen an Dich behalten können. Und ich bin versöhnt: mit Deiner grummeligen Art und damit, das Du viel weg warst in meiner Kindheit. Leicht war Dein Leben nicht, aber Du hast genickt, als ich Dich fragte, ob Du glücklich warst. Das zählt. Du hast zwei liebe Enkelinnen und alles ist gut.

...eine Kerze für Wiltrud, geb. 1942 - gest. 20.07.2009, Zungenkarzinom
Liebe Wiltrud, als ich endlich die schönste Karte der Welt und einen Füller hatte und des nachts weinend über den Zeilen an Dich saß, um die richtigen Worte zu finden, und meine Tränen die Tinte auf der Karte verwischten, genau in der Nacht, als ich in Gedanken so bei Dir war, da bist Du zu Hause bei Deinem Mann eingeschlafen.
Ich hoffe, er hat Hilfe in seiner Trauer. Du warst ein Farbklecks in meinem Leben, ein Vorbild: Dein schönes Lachen, Deine Mut machende, liebevolle und unterstützende Geisteshaltung, Deine wunderbar heitere Präsenz und Lebensfreude. Gerne hättest Du noch gelebt. Dein Bild hängt bei mir.

...eine Kerze für Melanie, geb. 1992 - gest. 31.10.2009, Knochenkrebs
Dich, liebe Mel, habe ich gar nicht persönlich gekannt. Deine Mama schrieb hier über Deinen harten, schweren Kampf gegen den Sch***krebs.
Krebs in einem Alter, in dem andere Jugendliche eine Normalität und damit ein Glück haben, das ihnen oft gar nicht bewusst ist: gesund zu sein, Dinge wie zur Schule gehen, Freunde besuchen, Hobbys ausüben...
Sich dagegen mit 16 bzw. 17 Jahren mit der Endlichkeit des Lebens auseinandersetzen müssen, sich "freiwillig" für fiese Chemos und eine Amputation entscheiden zu müssen, weil es ums überleben geht, die Eltern so traurig, ratsuchend und zugleich Mut machend zu sehen, ein ganz anderes Leben führen zu müssen, als jemals gedacht... da fehlen mir die Worte.
Ich habe am Anfang meines Lesens hier im Krebsforum viel weinen müssen bei den verschiedensten Schicksalen, dann konnte ich das viele Wochen besser verkraften und "einordnen". Aber als Du bei Deiner letzten wichtigen Behandlung warst und Deine Mama schrieb "Wir müssen jetzt die nächsten 48 Stunden abwarten" ... und alles Daumendrücken und alle guten Gedanken nicht halfen... und die Nachricht Deiner Mama kam, das Du es nicht überlebt hast... und sie und Dein Papa ihr einziges Kind verloren haben... DAS hat mich ehrlich gesagt umgehauen: Eine Kämpferin wie DU ist nicht mehr. Unverständlich.
Ich hätte Dich gerne kennengelernt! Ich habe Deine Zeilen auf der Homepage der Elterninitiative gelesen: über Deine Freunde, was Deine Mama alles für Dich und Deine Freunde getan hat, Deine Bilder bewundert und Dein schönes Gedicht gelesen. Meine jüngste Tochter (14) und Du - Ihr hättet Euch gut verstanden. Ich glaube, Du warst ein liebes und kluges Mädchen mit einem verbindlichen Wesen, wie es nicht selbstverständlich ist, und Deine frohe Art auf den Fotos, die Deine Mama online gesetzt hat - es ist so unfassbar, das DU nicht mehr da bist.
Siebzehn Jahre sind zu wenig, auch wenn Du sehr bewusst gelebt hast, eingebettet in die große Liebe Deiner Mama und Deines Papas. Sei bei ihnen in ihrem Leid und in ihrem Kummer.
Niemand kann Dich ersetzen und Du sollst nie vergessen sein. Für mich bist Du eine Heldin und eine ganz Grosse.
Der Kampf war nicht fair, denn Du hast alles gegeben.




Ich denke an Euch drei! Jana
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lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...

Geändert von vintage (28.12.2009 um 14:03 Uhr)
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