AW: Warten oder starten (foll. NHL I/4A)
Hallo Motte,
eben habe ich deinen Beitrag gelesen und mich in vielen Sätzen wiedererkannt. In vielen Dingen lief es bei mir genauso: die Trauer, dass gesundheitlich nichts mehr so sein wird wie vorher, die Angst, dass Lymphom könnte wieder wachsen (verbunden mit einem ständigen Hineinhorchen in den eigenen Körper), die Frage nach der Zukunft, Kinderwunsch... Auch mein Mann konnte mit der Krankheit nicht umgehen, er wollte am besten gar nicht darüber reden...
Ich denke du bist schon auf den richtigen Weg. Lass diese Gefühle erstmal zu, sie gehören dazu und sind normal. Auch wenn du keine Therapie hattest, steht doch die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit. Das steckt man nicht so einfach weg. Die ganze Angst, das Chaos... - deine Psyche muss es verarbeiten. Deshalb ist es o.k., wenn du diese Gedanken hast. Ich habe auch später manchmal wie aus dem Nichts heraus weinen müssen- einfach so, um mich selbst und mein Leben vor der Erkrankung.
Jetzt, ca. zwei Jahre nach Diagnosestellung, kann ich dir sagen, dass diese Gedanken langsam vergehen (aber nicht vollständig). Ich merke ganz deutlich, wie ich wieder aufatmen kann und spüre, dass ich die ganze Angelegenheit verarbeitet habe. Geholfen haben mir auch Freunde, mit denen ich über die Krankheit reden konnte, auch wenn mein Mann das nicht hinbekommen hat. So konnte ich viel Druck ablassen und mir den Schmerz von der Seele reden.
Bezüglich Kinderwunsch: Sag dir doch erstmal: "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben". Gib dir erstmal Zeit, die Krankheit zu verarbeiten und schau, wie sich die Kranheit weiterentwickelt. Bei dir sind die Lymphome unbehandelt weg gegangen, du hast gute Chancen, dass dies so bleibt. Warte also erstmal ab, dann bekommst du psychisch wieder mehr Boden unter den Füßen und wenn lymphommäßig weiterhin alles ok bleibt, könnt ihr in ein bis zwei Jahren immer noch über ein weiteres Kind nachdenken.
Dir liebe Grüße! Mirijam
Geändert von Mirijam (20.01.2010 um 17:34 Uhr)
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