[Wetterhexe]

Liebe Tine,

als mein Vater starb konnte mich auch nichts und niemand aufheitern.
Die leere die er hinterlässt wird immer bleiben, sie wird nur kleiner.
Mir haben damals viel Gedichte und Texte geholfen vieles zu begreifen,
und meine Tränen zumindest eine kleine Weile aufhören zu lassen.
Eines davon möchte ich Dir hier lassen.


Der Tod ist nichts,
ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr.
Das, was ich für euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.
Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt.
Gebraucht keine andere Redeweise,
seid nicht feierlich oder traurig.
Lacht weiterhin über das,
worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Betet, lacht, denkt an mich,
betet für mich,
damit mein Name ausgesprochen wird,
so wie es immer war,
ohne irgendeine besondere Betonung,
ohne die Spur eines Schattens.
Das Leben bedeutet das, was es immer war.
Der Faden ist nicht durchschnitten.
Weshalb soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein,
nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg,
nur auf der anderen Seite des Weges.

Liebe Grüße
Nicole