Einzelnen Beitrag anzeigen
  #11  
Alt 09.04.2010, 18:53
Julita Julita ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 07.04.2010
Beiträge: 14
Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Yvonne,

als erstes sei zurück-umarmt :-)

Meiner Mama haben die Ärzte auch gesagt, sie kann wieder ganz gesund werden. Sie hat auch nie geraucht oder getrunken, aber sie musste immer schon Medikamente nehmen, ich denke, dass es vielleicht daran lag. Sie hatte zuerst im Oktober 2007 Gebärmutterhalskrebs und wurde geheilt. Bei den Nachuntersuchungen wurde auch nichts gefunden. Dann letztes Jahr im Mai hatte sie auf einmal einen Knoten am Hals, der sich als Metastase herausstellte. Bei dem Wort Metastase wurde mir ganz schlecht, man hat doch schon oft gehört, dass Metastasen das Todesurteil bedeuten. Wir wollten es aber alle nicht wahrhaben. Ich hörte dann auch oft, dass Menschen trotz Metastasen noch viele Jahre leben können. Und gibt es nicht auch immer wieder plötzliche Heilungen, die kein Arzt erklären kann? Damit habe ich ganz fest gerechnet und es war wahrscheinlich sehr naiv. Aber was sollte ich sonst machen? Ich konnte doch auch nicht davon ausgehen, dass meine Mama bald tot ist. Ich musste ihr doch Mut machen, damit sie kämpft. Und das hat sie dann auch getan. Es wurden dann bei der CT noch mehr Metastasen gefunden. Eine an der Wirbelsäule, am Magen, an Leber und Niere. Das war für meine Mutter sehr schlimm, aber wir haben daran geglaubt, dass sie wieder gesund wird. Dann nach Bestrahlung und Chemotherapie waren die meisten Metastasen weg, aber der Arzt konnte es nicht genau erkennen. Am Magen war wohl noch etwas. Dafür bekam sie dann so komische Chemo-Tabletten und das war dann das Ende. Keine drei Wochen später war es soweit, meine Mama tot. Und ich (Vollidiot) hatte ihr versprochen, dass sie nächstes Jahr Weihnachten noch da sein wird. Wollte ihr doch nur Mut machen…

Wir haben übrigens noch eine Gemeinsamkeit: Mein Opa ist 1992 an Lungenkrebs gestorben. Es dauerte alles in allem auch ungefähr zwei Jahre. Da musste ich währende der Krankheit meiner Mama auch oft dran denken. Dass die Ärzte ihm nicht mehr helfen konnten…

Ach ja, der Frühling macht mir im Moment auch ganz schön zu schaffen. Das Blumenbeet haben Mama und ich immer zusammen gemacht. Zu zweit ging es viel schneller und machte auch mehr Spaß. Jetzt mache ich es allein. Das ist immer traurig, aber ich versuche es im Sinne meiner Mutter zu machen. Es hätte sie bestimmt gefreut, dass ich es so gut pflege und dass es so schön aussieht. Sie hat sich früher mit dem Blumenbeet auch immer so viel Mühe gegeben. Und die letzten zwei Jahre haben wir noch das Gemüsebeet zusammen bepflanzt. Ohne Mama habe ich dazu aber keine Lust mehr. Sie hat sich immer so über die selbst gepflanzten Zucchini gefreut. Das sind auch alles Erinnerungen, die daran hängen.

Das Auf und Ab kenne ich auch, aber dass es manchmal so tief runtergeht, dass ist für mich schlimm. Ich glaube, schlimmer als heute geht es nicht mehr. Aber meine Erfahrung ist auch, dass es mit der Zeit immer schlimmer wird. Sollte es nicht besser werden? Aber ich bin zu ungeduldig, es ist noch nicht lange her. Aber ich darf auch nicht so traurig sein, Mama hat gesagt, ich soll nicht traurig sein und wenn sie mich sehen könnte, wie ich ganz verzweifelt und traurig bin, dann wäre sie bestimmt auch ganz traurig. Deshalb muss ich wirklich versuchen, dass es mir besser geht, sie hätte es doch so gewollt. Das ist das Einzige, was ich noch für sie tun kann…

Weißt Du schon, was Du mit Deinem restlichen Leben anfängst? Ich weiß es noch nicht. Mir macht nichts mehr richtig Spaß. Ich arbeite ganz normal, muss ja auch Geld verdienen, aber sonst interessiert mich nicht mehr viel. Ich weiß auch nicht, worauf ich im Moment hinarbeiten sollte, es fühlt sich ohne Mama alles so leer und sinnlos an. Ich habe auch viel für sie getan, da fehlt mir jetzt was.

Ich hoffe, dass morgen ein besserer Tag für uns wird!
Mit Zitat antworten