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Alt 04.06.2010, 04:09
sybermaus sybermaus ist offline
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Registriert seit: 04.06.2010
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Hallo,ich bin durch zufall her auf das Forum gestoßen und wollte mich eigentlich nur ein bisschen über meine aktuelle Behandlung informieren....

Ich will von meiner Familie und meinem geliebten Dad erzählen.
Meine Mom hat die Erbkrankheit FAP und bei Ihr ist der Krebs ausgebrochen,als Sie mit mir hochschwanger war.
Sie konnte den Krebs bekämpfen und hat mir noch einen Bruder geschenkt.
Mein Vater war in der ganzen Zeit für uns da-hat uns Kindern den Rückhalt und die Zuflucht gegeben,wenn unsere Mutter wegen Krebs im Krankenhaus lag.Er hat uns bekocht,mit uns gespielt,uns gewickelt....einfach alles für uns Kinder getan.
Er hat uns nie gezeigt,wie groß seine Angst war,als bei uns Kinder auch FAP diagnostiziert wurde.
2001 dann der Schock-ich hab gerade Neurologie in der Schule gehabt und wir hatten die Gesichtsnerven durchgenommen,ich teste das direkt bei meinem Vater und er hatte auf der rechten Gesichtseite kein Gefühl mehr!Das Alarmzeichen für mich,das ich mit meiner Mutter besprach und die beiden zu einem Neurologen gingen.
Ich wußte das nicht-ich hate gerade Zwischenprüfungswoche....tja,diesen Montag werd ich nie vergessen...mittags wurden meine größten Ängste war.

Mein geliebter Vater hatte einen Hirntumor am Hypertalamus!

Schock-mein Dad....der immer stark war....der immer da war,wenn wir Kinder Sorgen und Nöte hatten...der uns großgezogen hatte....für den ich so langsam wie möglich ausgezogen bin von daheim um ihm nicht das Herz zu brechen...das konnte nur ein Traum sein.

Meine Eltern standen das Alkoholproblem durch (mein Vater hatte 1 Jahr keinen Alkohol getrunken),und standen alle Untersuchungen durch.

Er wurde in die Kopfklinik eingewiesen....und ich hatte kein gutes Gefühl.Der Satz von dem Arzt:" Ihr Vater wird fast wieder wie vorher sein nach der OP.Sie können alles wichtige nach der OP regeln." hat (im nachhinein) keiner für voll genommen.
Am Abend vor der OP hab ich nochmal mit meinem Dad telefoniert und danach aufgelegt und meinen Schatz angeschaut und gesagt:"Ich will da etz noch hinfahren!"
Es war gut so-denn es war das letzte Mal,das ich mich normal mit meinem Vater unterhalten konnte.
Die OP am nächsten Tag dauerte 17 Stunden...länger als die Ärzte erst gesagt hatten.Sie hatten den Tumor nicht voll rausbekommen und mein Vater lag auf der Intensivstation.Es war die Hölle meinen Vater so zu sehen-klein ,hilflos,an Schläuchen,ohne das er sprechen konnte...ich bin jeden Tag auf die Station und habe das gerade gelernte von der Massageschule an ihm angewendet...damit seine Gelenke nicht auch noch schaden bekommen.

Nach Wochen auf der Station wurde er in ein Pflegeheim in Tahlmässing verlegt...mein Vater wurde abgesaugt und mit Sicherheit ruhig gestellt....die Schwestern waren so unfreundlich....eine Schwester meinte als ich gerade zu Besuch gekommen bin und mein Vater mal wieder Schleim in der Luftröhre hatte:"Das mnche Patienten so absauggeil sind!"
Mein Vater litt bei jedem Absaugen Höllenquallen und diese Frau sagte das,als wenn das Spaß machen würde.
Ich bin heute noch wütend über diese Frau!

Aber nach Monaten bekammen wir das schönste Geschenk....meine Mutter rief mich vom Handy an und sagte:"Ich geb Dir mal jemanden!" Und dann hatte ich die Stimme von meinem Vater im Hörer der die ganze Zeit Hallo und was ist den los sagte....weil ich vor lauter Glück nur noch am heulen war und das Telefon meinem Schatz in die Hand gedrückt hatte.

Von da an dachten wir das es aufwärts geht...

Meine Mutter ließ unseren vater nach Erlangen verlegen-er bekamm gute Therapie und er lernte auch wieder das laufen.
Zudem bekam er Bestrahlung und eine Chemo.
Nach einiger Zeit war es abzusehen,das er wieder heim durfte zur Pflege (mein Vater war nach der OP Pflegestufe 3) durch meine Mutter.Wir zogen extra um,richteten ein Pflegezimmer ein und meine Mom ging auf Teilzeitarbeit im KH.
Es ging ihm auch lange Zeit gut-2004 feierten wir das letzte Weihnachten bei mir und meinem Schatz.Es war einfach nur toll....wenngleich auch sehr anstrengend für meinen Dad.

Im August 2005 träumte ich wochenlang davon,das ich in der Arbeit stehe und einen Anruf bekomme:"Gabi,komm sofort heim-dein Vater liegt im sterben!"Ich hab das aber verdrängt-meinem Vater ging es so halbwegs gut.
Im Oktober 2005 bekamm ich dann genau diesen Anruf....wie in meinem Traum-nur am Hauptaperrat...
Ich brach erstmal heulen in der Info zusammen-ich hab keinen Kunden und keinen Kollegen gesehen...ein Kollege kamm sofort und hat mich getröstet...ich hab noch auf die Kollegin gewartet und war in 20 Min. daheim (sonst brauchte ich ne Stunde) und nochmal 30 Min. später waren wir im Erlanger KH.

Mein Vater hatte eine Bauchop,in der ein Netz eingesetzt wurde und hat am Entlassungstag so hohes Fieber bekommen und seine Pumpe für die Nahrung fing das spinnen an....und eigentlich hätte man nur komplett vermummt in seinZimmer gehen dürfen...

Mein Vater sah so schlecht auf der Palliativstadion in seinem Bett...so klein und schwach.
Er kämpfte eine ganze Woche lang-er bekamm soviel Morphin,das man ein Herde Elefanten hätte umlegen können....mein Vater kämpfte seinen letzten Kampf.
Und wir gingen durch die Hölle....eine Woche lang jeden Tag verabschieden...und nicht wissen ob man den Anruf nicht in der Nacht bekommt das es soweit ist.

Es war Freitag....ich sollte eigentlich noch nachts arbeiten.Ich hatte den ganzen Abewnd schon so ein komisches Gefühl und wollte eigentlich im Krankenhaus anrufen-hatte die Nummer aber nicht dabei.Also fuhr ich erst heim...suchte wie eine bekloppte und entschied mich dann doch einfach zu fahren.
Unterwegs fand ich neben dem Handy in der Tasche die Nummer vom Krankenhaus und als ich anrief-sagte die Schwester nur:"Gut das Sie anrufen-Ihre Mutter und Ihr Bruder sind hier,warten sie ich geb das Telefon weiter!"
Meine Mutter konnte nicht ans Telefon,mein Bruder sagte mir dann,dass mein Vater im sterben lag.
Als ich meinte,das ich schon auf dem Weg bin,meinte mein Bruder (ich verzeih ihm das,er war unter Schock) das ich nimmer kommen brauch,ich würde es eh nicht schaffen.

Den Kampf von meinem Dad hatte ich Gott sei dank nichtmehr mitbekommen...er hatte 7 HERZSTILLSTÄNDE und kamm immer wieder zurück-so sehr hat er gekämpft!

Meine Mom hat ihm dann gesagt,das ich auf dem Weg zu Ihm bin und gleich da bin....meine Mutter meinte,das er nachdem Sie ihm das gesagt hatte eingeschlafen ist und nichtmehr aufgewacht ist....er wollte nur wissen,das sein kleines Mädchen weiß,das er am gehen ist....ich kamm 10 Minuten zu spät....

Das hab ich bis heute nicht verkraftet....ich hab ihn sosehr geliebt und er fehlt mir jeden einzelnen Tag!!!

Aber er hat gott sei dank nichtmehr mitbekommen,das ich ein Jahr später selber einen Tumor bekommen habe und seit 4 Jahren um mein Leben kämpfe....das hätte er nicht verkraftet.Auch die OP von meinem Bruder nicht,der kurz vor dem Darmkrebs stand...

Aber er fehlt...jeden Tag,jeden Monat,jedes Jahr....seit 2005.

Ich liebe Dich Dad!

Ich danke Dir das Du für mich 27 Jahre da warst,dass Du mir kochen und handwerken beigebracht hast,dass Du mir Weihnachten 2006 im KH erschienen bist und mich nicht hast sterben lassen,das Du jeden Tag in meinem Herzen und Kopf bist.

Ich habe für meine Familie ein Passfoto das ioch vor Jahren aus seinem Schreibtisch genommen hatte vergrößern lassen und ihnen geschenkt.
So ist er wenigstens so ein bisschen bei uns.Jeder von uns redet mit dem Bild...und bei mir steht in seinem Lieblingsraum....in der Küche!


Mein Dad war ein toller Mann...er hat soviel gewußt und sich soviel Wissen noch zusätzlich angelesen...er war ein begnadeter Koch.

Ich vermisse Dich so sehr mit Deinem Rat und Deinem Wissen!

In tiefster liebe an Dich Dad - Dein Mädele Gabi
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