Thema: Depriphase
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Alt 24.10.2010, 14:05
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nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: Depriphase

Liebe Jojo,
Willkommen im Forum, auch wenn wir lieber in anderen freudigeren Foren schreiben würden.
Doch hier ist genau der richtige Platz, um Probleme zu besprechen, die ausserhalb niemand versteht.

Was du beschreibst, kommt mir bekannt vor, hatte auch eine Adeno.
Auch ich funktioniere in der "gesunden" Welt nicht mehr, wie vor der Erkrankung.
Hektischer Aktionismus wechselt sich ab mit Phasen, wo ich niemanden sehen oder hören will. Nix macht mehr so richtig Spass.

Gut, ich versuche es: reise, arbeite, halte die Wohnung in Schuss (nun ja, einigermassen), unterstütze meine Jungs beim Studium, erstelle Webseiten (das einzige, wozu ich mich aufraffen kann) aber im Inneren bin ich immer nur genervt, leer, ausgepumpt... und weiss nicht warum.
Ja, warum kann ich das Leben nicht mehr geniessen ????? Das frage ich mich jeden Tag und finde keine Antwort.

Ich hatte schon ein Rezidiv, in zwei Tagen wird geschaut, ob die Bestrahlung gewirkt hat.
Vielleicht ist das der Grund: man sagt uns, wir sind geheilt, aber der Schock sitzt tief und so richtig glauben wir es nicht.
Also leben wir nur in der Warteschleife. Die Gedanken kreisen um die Krankheit und sonst um nichts.

Die anderen sind ja gesund, die können ihre Probleme auch allein angehen. Wir sind ausschliesslich mit uns und unserem unbeschreiblichen Kummer beschäftigt.

Wenn mein Rezidiv nicht gekommen wäre, glaube ich, dass sich nach einigen Jahren, wenn denn alle Nachsorgeuntersuchungen o.k. gewesen wären...mein das Leben und die Psyche, wieder normalisiert hätten.
Ich war schon nah dran, hatte mich sogar schon aus dem Krebskompass ausgeklinkt. Es hat nicht sollen sein....bin zurück und rechne nun unter den jetztigen Vorraussetzungen mit 3-4 Jahren, vorrausgesetzt, der Krebs hält die Füsse still.
Erst die Gewissheit, die Krankheit wirklich los zu sein, wird uns die Lebensfreude zurückgeben.
Manche schaffen es schneller, manche nie....
Versuche es, dir selbst einzureden, dass die Angst nicht wirklich was bringt, eventuell besuche einen Psychologen, der sich auf Onkologische Erkrankungen spezialisiert hat. Gehe das Leben in kleinen Schritten an, jede Freude, jedes Lachen ist ein kleiner Erfolg, der dich ins gesunde Leben zurückbegleitet.
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Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton
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