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Alt 26.11.2010, 23:21
gila87 gila87 ist offline
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Standard mama, wieso hat dich der krebs besiegt?

ich habe mich gerade erst hier angemeldet und sehe, dass es so unglaublich viele menschen gibt, die mit krebserkrankungen zu tun haben. furchtbar...

ich sitze hier vor dem computer einer fast leeren wohnung, die morgen zur gänze geräumt wird. ich habe hier die letzten jahre mit meiner mama zusammengelebt, die am 1.11.2010 gestorben ist. da meine mama alleinerziehend war und ich auch keine geschwister habe, habe ich seit ihrem tod noch nicht wirklich trauern können, weil ich mich um alles kümmern muss(te). siedeln, behördenwege, finanzielles... mama hat immer alles für mich geregelt, war immer für mich da. auch über ihren lungenkrebs, der erst im mai diagnostiziert wurde, hat sie immer offen gesprochen. wir haben ein sehr gutes verhältnis gehabt, wir haben auch viel über ihren tod gesprochen und von der zeit danach, auch wenn ich darüber oft nichts wissen wollte. ich wollte gar nicht hören und schon gar nicht daran denken, dass meine mama, die mir immer so viel halt gegeben hat, sterben könnte. die letzten monate waren so irreal, ich kann es noch immer nicht ganz glauben, dass mama nicht mehr an meiner seite ist. mama hat mir auch ein bücherl hinterlassen, in das sie "lebenstipps" geschrieben hat und sprüche und so. auch hat sie mir eine lange liste reingeklebt, was ich nach ihrem tod alles zu erledigen habe. mama hat immer an alles gedacht und wollte, dass ich es so einfach wie möglich habe. es ist ein wahnsinn, wie sehr ich sie vermisse. mama hätte mir noch so viel über das leben erklären müssen. ich bin jetzt 23 jahre alt und ich fühle mich ohne meine mama wie ein kleinkind. ich brauche sie doch noch so dringend. mama war für mich immer unsterblich... ich habe so angst vor weihnachten, vor dem muttertag, vor ihrem geburtstag, vor den anderen 362 tagen im jahr... vor zwei jahren am heiligen abend ist mamas papa, also mein opa, gestorben und wir haben uns in der zeit so viel halt gegeben. ich habe mama damals so für ihre tapferkeit bewundert, wie sie das mit der beerdigung und dem allen so gut hinkriegt, ohne dass sie ständig zusammenbricht vor lauter schmerz und trauer. nein, sie war damals gefasst und irgendwie kühl, was ich so faszinierend gefunden habe, weil ich nie glaubte, so etwas auch so gut zu meistern. und jetzt, nicht einmal 2 jahre danach, habe ich ihren sarg ausgesucht, ohne eine träne zu vergießen, ich habe hunderte mails verschickt und ihre sterbeurkunde beigelegt, ohne zusammenzubrechen. ich habe in den letzten wochen einfach funktionieren müssen und jetzt verstehe ich mama viel besser. ich kann es mir nicht leisten, schreiend und vor schmerzen windend zusammenzubrechen. am abend kommt es jetzt öfters vor, dass ich weinend einschlafe und mich frage: wieso, verdammte scheiße, bist du nicht mehr hier?! mama hat mir auch folgendes in ihr/mein bücherl geschrieben: "die grabpflege/grabgestaltung sollte einfachst sein, denn dort liege ich sowieso nicht. ich picke für immer in deinem herzen." gott, ich vermisse sie!!! nein, nicht "gott". mit diesem habe ich abgeschlossen. für mich gibt es keinen liebenden gott. wenn dem so wäre, hätte er meinem opa und meiner mama (und mir) das ganze leid erspart. ich habe so angst vor der zukunft, die ohne meine mama stattfinden wird. ich hätte gern einmal ein kind, aber ich kann mir kein kind ohne oma vorstellen oder bzw. ohne DIESE oma. mama wäre die perfekte omi gewesen, von ihr hätten meine kinder viel lernen können. mama hat immer auf alle fragen eine antwort gewusst. mamas leitspruch war: "es gibt immer eine lösung." mama, ich habe keine. du fehlst mir so und ich weiß nicht, wie ich mit deinem tod umgehen soll. du hast ein so riesiges loch hinterlassen, nicht nur in meinem herzen. es gab nichts ungesagtes zwischen uns, wir haben beide gewusst, wieviel wir einander bedeuten. aber es ist mir zuwenig, dass du "nur" in meiner erinnerung, in meinem damals bist. ich brauche dich, mamsl. ich werde dich immer brauchen und du wirst mir immer fehlen. wenn ich nur wüsste, dass es dir gut geht, dort, wo immer du auch sein magst. wenn ich diese gewissheit hätte, wäre ich beruhigter. auch wäre ich beruhigter, wenn ich wüsste, dass ich dich irgendwann wieder sehen werde... mama, es tut so weh...
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