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Alt 08.12.2010, 18:43
McFly33 McFly33 ist offline
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Standard AW: Vorstellung und gleich eine Frage

Hallo Kevin,

es tut mir auch für Dich sehr leid, daß Du Dich nun in diesem Forum bewegst und Dich mit dieser quälenden Frage "Chemotherapie ja oder nein" auseinandersetzen mußt. Daß was Du hier über Dein Leben berichtest ähnelt meinem Leben, bevor es zum GAU für mich kam. Meine letzten 4 Jahre waren von Steß, Hast, Trauer (Tod eines mir wichtigem Angehörigen), Überarbeitung geprägt. Ich habe keine Rücksicht auf mich und meine Gesundheit genommen und nur für den Erfolg gearbeitet. Ein junger Mann (der selber an Hodenkrebs erkrankt war) hat mich bereits vor über 10 Jahren davor gewarnt ein stressiges Leben zu führen. Das habe ich wahrscheinlich nicht ernst genommen und nun die Quittung dafür bekommen. Es ist einfach ein scheiß Gefühl für einen Mann einen so wichtigen Teil seines Körpers zu verlieren (Ich habe dieses Jahr auch einen Hoden verloren, und zwar durch einen Zufallsbefund; - ich hatte keine Schmerzen, es wurde einfach bei einer Art Routineuntersuchung festgestellt). Unter der Entfernung des Hodens habe ich sehr gelitten (es geht mir bereits besser), weil man sich doch als Mann immer etwas beweisen will und ein harter Kerl sein will. Für mich war diese Geschichte eine Grenzerfahrung in meinem Leben. Bis dato dachte ich immer, ich sei unbesiegbar. So war es aber nicht und ich wurde mit einer Sache konfrontiert, vor der ich mich zwar immer gefürchtet hatte, aber nie damit gerechnet hatte. Kurz nach der Erkrankung hatte ich schlimmste Ängste und Vorstellungen, als wenn ich mich in jedes einzelne Organ meines Körpers einfühlen könne. Nach und nach hat sich mein Gemütszustand dann jedoch wieder verbessert.

Auch mir hat man nach der Operation eine Chemotherapie empfohlen, sozusagen als Sicherheitsspülung, da der Tumor begrenzt auf einen kleinen Bereich war. Ich hatte sehr große Schwierigkeiten damit die Chemotherapie zu bejahen, da ich mich stets über alles informiere, was mit mir geschehen soll. Bei der Chemotherapie werden Dir quasi Schwermetalle injiziert die zu einer kurzzeitigen "Vergiftung" Deines Körpers führen soll, mit dem Ziel mögliche entartete oder bösartige Zellen zu zerstören. Bei der Chemotherapie werden selbstverständlich auch gesunde Zellen angegriffen und zerstört. Ich habe ca. 2 Monate nach meiner Operation diese Spülung über mich ergehen lassen. Es ging mir ca. 3 Tage nicht besonders gut, vorallem in der ersten Nacht (ich mußte mich über einen Zeitraum von mehreren Stunden mehrfach übergeben und war wirklich erschöpft, dann geschwächt und auch kreislaufmäßig angeschlagen; - nach drei Tagen war ich auf dem Weg einer deutlichen Besserung). Ob die Entscheidung für die Chemotherapie die richtige war, weiß ich nicht. Ich kann es nur hoffen und auf die Medizin vertrauen. Ich stelle mir auch die Frage, ob eine Chemotherapie dauerhaften Einfluß auf den Organismus nehmen kann. Möglicherweise wird die DNS, also das Erbgut negativ beeinflußt. Nur, was soll man tun? ich mußte eine Entscheidung treffen und habe es "gewagt". Ich kenne eine Frau, die in sehr jungen Jahren an Leukämie erkrankt war. Die Chemotherapie hat sie wieder zurück ins Leben geführt und diese Geschichte is breits über 20 Jahre her - ohne Rückfall bzw. Neuerkrankung und das macht doch Hoffnung! Jeden Augenblick, so sagte mir ein Arzt, produziert unser Körper Krebszellen. Unser Immunsystem müsse diese Krebszellen jedoch erkennen und abtöten. Entsteht ein Fehler, so kann es bereits zu einem Tumorwachstum, d. h. zu einer Zellentartung, kommen. Im Internet habe ich auch die Geschichte eines Arztes gelesen, bei dem man einen Hodentumor entdeckt hatte. Er hat sich gegen jegliches Einwirken der Mediziner entschieden. Selbst den betroffenen Hoden hat er sich nicht entfernen lassen und was ist passiert...der Tumor hat sich wieder zurückgebildet und ist komplett verschwunden. Ja, auch diese Fälle gibt es, aber das Risiko einzugehen und alles zu verlieren erschien mir zu hoch. Ich habe noch viele Pläne und will Leben und werde ab 2011 komplett neu anfangen.

Überlege Dir selber sehr gut, was Du zuläßt und was nicht. Ich selber habe mich einer Schwester anvertraut, die unsere Fälle kennt und mir von den Erfolgen berichtete (auch ihr Freund war einst an einem Hodentumor erkrankt).

Womit ich mich zurückhalte sind regelmäßige CT-Aufnahmen (Nachsorge). Hier laße ich die Aufnahmen ausschließlich über MRTs (ohne Röntgenstrahlung) durchführen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß CTs harmlos sind; - auch wenn Dir jeder zweite Arzt erzählen wird, die Strahlenbelastung bei einer Reise mit dem Flugzeug sei viel gefährlicher. Es ist Dein Körper und Du solltest immer rational nach Deinem eigenen Gefühl entscheiden. Weißt Du nicht weiter, so vertraue Dich auch guten Ärzten oder Verwandten an. Genauso bin ich vorgegangen. Ob mein Weg der richtige Weg ist, kann ich nicht beurteilen, aber ich habe mir für das Jahr 2011 einen völlig neuen Lebensweg vorgenommen. Ich will mich wieder freuen und diese Grenzerfahrung verdrängen und mich nicht mehr von der Angst einengen lassen. Das Leben wird weiter gehen.

In diesen Foren gibt es Menschen die um jeden Tag ihres Lebsn kämpfen und das läßt mich erkennen, daß ich mein Leben anders schätzen muß. Wenn ich schlecht mit meinem Körper umgehe bekomme ich irgendwann die Rechnung dafür.

Ich wünsche Dir alles, alles Gute und wenn Du weitere Fragen hast, dann schreib' mir einfach eine Nachricht.

Alles Gute!

McFly

Geändert von McFly33 (08.12.2010 um 18:46 Uhr)
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