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Alt 31.12.2010, 23:20
Charlott Charlott ist offline
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Standard AW: Wahrheit oder Lüge

Hallo,
eigentlich war heute ein schöner Tag. Wir haben ihn so verbracht, wie früher auch. Mein Mann hat eine wunderbare Bohnensuppe gekocht und wir sind spazieren gewesen. Wenn ich nicht hier im Forum lesen würde, hätte ich in diesen tagen tatsächlich den Ernst der Situation vergessen können.
Aber irgendwie gibt es da auch unterschiedliche Strömungen. Wenn man sagt, dass jetzt jeder tag bewusst gelebt werden soll, so komme ich schnell zu diesem Gedanken, das könnte das letzte Mal sein. Zum Beispiel getraute ich micht nicht, ein Foto von meinem Mann und unseren Kindern zu machen, aus Angst ich würde anfangen zu heulen. Und er ist sich ja der Schwere seiner Krankheit nicht bewusst. Vermutlich arbeitet aber sein Unterbewusstsein, denn er steht jede nacht auf, weil er Alpträume hat. Außerdem atmet er teilweise so schwer, dass ich manchmal glaube, er bekommt ganz schwer Luft im Schlaf. Aber müsste er dann nicht aufwachen?
Die andere Strömung des Lebens nach der Diagnose ist, so normal weiter zu leben wie möglich. Das finde ich auch nicht schlecht. Wenn einem nämlich beim besten Willen nichts einfällt, was man immer schon machen wollte, was macht man dann? Ich habe das Gefühl wie unter einer Glocke zu leben.

Gestern waren unsere Freunde da und wir (mein mann und ich) haben alles getan um ihre Sorgen zu zerstreuen. Meinem Mann fiel es nicht schwer, mir schon eher.
Man muss ja nicht wirklich mit dem namen des Tumors um sich werfen, aber dass er unheilbar ist, würde ich manchmal schon gern sagen. So ist es manchmal wie ein Vertrauensbruch, wenn ich so tue, als ob ich an einer Besserung glaube. Ich möchte eine schöne gemeinsame Zeit und vielleicht gibt es ja eine besserung der anderen Art.

Ich habe Angst und glaube, dass dies egoistisch ist, denn nicht ich bin krank.

Eigentlich wollte ich nicht bis zum nächsten Jahr aufbleiben, aber heute bin ich komischer Weise nicht so müde wie sonst. Dafür hocke ich allein hier.
Gruß Charlott
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