Thema: Stammtisch
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Alt 07.06.2006, 14:42
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Liebe Andrina,

Zitat:
dass ich ihn mal nicht mehr vermisse oder dass ich nicht mehr darunter leide, dass er nicht mehr bei uns ist, kann ich mir heute (noch) nicht, aber eben, bei uns im forum gibt es ja einige gute beispiele, hoffnungsvolle beispiele, dass es irgendwann doch mal anders geht!
Nein, vergessen werden wir unsere Lieben niemals und ich glaube auch nicht, dass wir aufhören werden, unter dem Verlust zu leiden. Das einzige, was sich verändern wird, verändern muss, weil man es anders gar nicht dauerhaft ertragen könnte, ist dieser schrille Schmerz, der bei mir sogar körperlich spürbar ist.

Für das Jahr 2006 hatte ich mit einer Mittrauernden hier aus dem Forum angestoßen. Sie hat Sylvester mit mir und meiner Familie verbracht und als einzigen Vorsatz formulierten wir: Es soll uns besser gehen im Neuen Jahr. Sie hat ein halbes Jahr "Vorsprung" vor mir und ich habe mich auch immer ein wenig an ihr "hochgezogen", wenn sie mir erzählt hat: Ja, ich weiß, wie du dich zur Zeit fühlst, heute geht es mir in diesem oder jenen Punkt so oder so, besser jedenfalls. Ich konnte es nicht richtig glauben, aber gehofft hatte ich es auch. Ihr Besuch hat lange vorgehalten, aber im Februar, als in meiner Erinnerung wieder Claus Leidensweg begann, kamen auch wieder die heftigen Abstürze.

Richtig gut geht es mir seit Ende April, wobei bei diesem "richtig gut" die Abstürze bereits mit eingeplant sind. Der Schmerz wird mich immer mal wieder packen. Was sich geändert hat ist, dass er mich nicht mehr unvermittelt packt, irgendwie einen Auslöser braucht und ich mich somit besser vorbereiten kann. Manchmal riskiere ich es auch - siehe Akte - Im Augenblick bereite ich mich auf ihn vor, weiß, dass es wahrscheinlich passiert, wenn ich Saskia an den Flughafen bringe und mich von ihr für zumindest 4 Monate verabschieden werde.

Jetzt, 20 Monate später, merke ich, dass für mich das wieder ganz langsam beginnt, was ich unter "leben" verstehe. Claus Tod ist nicht mehr vordergründig, bestimmt nicht mehr ausschließlich mein gesamtes Denken und Fühlen, aber mein Mann, Claus, begleitet mich durch jede Stunde des Tages, aber wieder friedlich, lächelnd, nicht mehr ausschließlich auf seinen Sterben, seinen Tod und den damit verbundenen Verlust reduziert. Er hat so viel hinterlassen, er gibt so vieles weiter, er hat so viel bewirkt. Er verhilft mir tagtäglich zu meinem Seelenfrieden. Der permanente Schmerz um ihn ist gewichen, hat ein wenig Platz gemacht für neue, positive Gefühle.

Zitat:
wir hatten immer ein tolles leben als familie und ich wünsche mir nichts mehr, als dass es für uns übriggebliebene irgendwann wieder so sein kann!
das ist ein toller Wunsch. Und ich bin mir sicher, dass es euch gelingen wird. Optimismus ist dabei bestimmt nicht der schlechteste Begleiter. Ich habe ihn auch nie wirklich ganz verloren, habe auch nie ganz das Lachen verlernt und ich glaube, das hat mir ganz viel weitergeholfen.

Und natürlich meine liebe Seelen, die mir begegnet sind und die mich fühlen lassen, dass das, was sich so ganz allmählich aus dem UNS zu einem ICH entwickelt mit ihrer Hilfe überleben wird.

Ganz liebe Grüße, vor allem auch unbekannter Weise an deine Mutter, vielleicht gelingt es ja doch irgendwann, sie an unseren Stammtisch mitzubringen.

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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