Thema: Meine Mama
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #46  
Alt 09.09.2014, 11:52
zarah zarah ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.05.2011
Beiträge: 34
Standard AW: Meine Mama

Zitat:
wie ich sie allerdings in das Hospiz bringen soll, weiss ich noch nicht.
Es gibt kein Patentrezept. Menschen sind verschieden, und deine Mutter ist noch dazu zeitweise verwirrt. Bei meinem Vater und dem Pflegeheim war Eindeutigkeit entscheidend("es muß sein, anders geht es nicht"). Und dass ich mir im Vorfeld klargemacht habe, dass ich ihm in jedem Fall damit eine ungeheure Kränkung zufüge (weil "wir schaffen es sonst nicht" halt leider auch bedeutet: "du bist eine Belastung für uns"). Weil ich das wußte habe in der akuten Situation dann gar nicht viel schönzureden versucht, sondern ihn reden lassen, sprich: seine Verzweiflung ausgehalten.

Mein Bruder hatte große Angst vor dem Unbekannten. Da war wichtig, dass ich sagen konnte, dass ich mir das Hospiz gründlich angesehen, mit Mitarbeitern und Bewohnern lang gesprochen hatte, und es für den besten Weg halte. Und dass wir, wenn es nicht für ihn wider Erwarten nicht taugt, von dort aus einen anderen Weg suchen werden.

Bei beiden, Vater und Bruder, war auch wichtig, dass ihnen weitere als Autorität und/oder Vertrauensperson wahrgenommene Menschen ebenfalls bestätigten, dass das eine gute Entscheidung wäre (Mutter, Ärzte, Psychoonkologen, Freunde).

Du schriebst früher mal:

Zitat:
sie hat das Hospiz rundheraus abgelehnt (sehr klar in dem Moment) und sagte, sie käme schon wieder auf die Beine
In dem Fall ist vielleicht die entscheidende Information für sie, dass ein Hospiz viel eher die medizinischen und personellen Möglichkeiten hat, ihren gesundheitlichen Zustand zu stabilisieren, als ein Pflegeheim. Dass eine solche Stabilisierung aber auch ein längerer Prozess wäre, so dass sie im Hospiz dafür auch besser aufgehoben ist, als im Krankenhaus.

Vielleicht kannst du sie so ja doch noch überzeugen. Vielleicht mußt du aber auch "einfach" (hier bitte hysterischen Lachanfall hinzudenken) zeitweise über sie bestimmen. Und ihren (ja durchaus nachvollziehbaren und berechtigten) Zorn und Verzweiflung dann erstmal aushalten. Denk dabei aber auch daran: Je eindeutiger du dich positionierst, desto klareren Anhalt gibst du ihr wahrscheinlich in ihrer Verwirrtheit.

Alles Gute, und vergiß nicht, dir selbst Pausen und Unterstützung zu suchen (und zu gönnen)! zarah