Einzelnen Beitrag anzeigen
  #11  
Alt 03.08.2006, 13:58
Benutzerbild von Gaby
Gaby Gaby ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.04.2005
Beiträge: 287
Standard AW: HILFE! Bronchialkarzinom mit Hirn- und Knochenmetastasen... mit 36??

Ganz ehrlich: die Behandlung wird palliativ sein, da bei den gegebenen Voraussetzungen eine realistische Aussicht auf Heilung kaum besteht.

Das ist bitter! Das Hauptproblem sind die Hirnmetastasen. Man kann nur einen Zyklus Ganzkopfbestrahlungen machen, ohne den gesunden Teil des Hirns zu sehr zu schädigen. Bei multiplen Metas wird wahrscheinlich ein Zyklus bestehend aus 10 Bestrahlungen gemacht, das kann zu einer Verkleinerung der Hirnmetas führen und einen Zeitgewinn bedeuten. Dazu wird dann noch Kortison verabreicht, um die Ödeme, welche sich häufig um Hirnmetas bilden, zu verkleinern, damit es im Kopf wieder etwas mehr Platz fürs Hirn gibt und dadurch erstmal epileptische Anfälle, Lähmungen, Sprachstörungen u.ä. verhindert werden.

Für den Tumor und Knochenmetastasen wird wahrscheinlich palliativ ein Chemozyklus angeboten ( Chemo durchbricht die Blut-Hirnschranke nicht und wirkt daher nicht auf die Hirnmetas). Die gesamte Behandlung steht aber immer unter dem Aspekt einer möglichst guten Beibehaltung der Lebensqualität, also nicht Behandlung um jeden Preis, denn das könnte zwar bedeuten, dass man etwas mehr Zeit bekommt (Wochen, vielleicht
Monate) aber zu welchem Preis? Platt im Bett liegen, Schmerzen, Nebenwirkungen. Das alles wird bei der Palliativmedizin sehr genau abgewägt.
Ausserdem geht es dabei um eine ganzheitliche Behandlung, nicht nur Bestrahlung / Chemo, sondern auch, wenn notwendig, eine vernünftige Schmerztherapie und eine gute psychologische Betreuung, denn die Diagnose ist für alle, ob Betroffener oder Angehörige, ein Schock, den man irgendwie verarbeiten muss.

Palliativstation heisst nicht, wie vielfach angenommen, Endstation... dort liegt man nicht nur im Bett und wartet auf sein Ende. Es bedeutet vielmehr, dass sich speziell ausgebildete Mediziner und Pflegepersonal darum bemühen, dem Patienten die Lebensqualität beizubehalten oder zurückzugeben, die ihm ermöglicht, wieder nach Hause zu kommen und seine Angelegenheiten regeln zu können (halte ich für sehr wichtig, zumal deine Schwester Kinder hat).

Mein Lebensgefährte hatte auch Lungenkrebs mit Hirnmetas und ihm hat ein Palliativmediziner damals gesagt, gehen sie nach Hause, regeln sie alles, was ihnen wichtig erscheint möglichst schnell und danach haben sie den Kopf frei, dann leben sie, so lange es geht, so gut wie möglich. Das war die beste Empfehlung, die er bekommen konnte. Nachdem er nach zwei Chemos so platt war, dass er kaum noch das Bett verlassen konnte, hat er mit dieser Behandlung aufgehört. Innerhalb kurzer Zeit erholte er sich ganz gut und wir konnten noch einige schöne Sachen unternehmen. Allerdings blieben von der Diagnose bis zum Ende auch nur 8 Monate, aber die Lebensqualität war recht gut.
Ich kann nur empfehlen, dass ihr euch an eine Palliativstation wendet, sie unterscheidet sich meist sehr vom normalen Krankenhausalltag und einige haben auch hier im Forum bereits über ihre positiven Erfahrungen damit geschrieben.

Ich weiss, dass sich das alles sehr hart anhört, aber du wolltest eine ehrliche Info. Ich möchte dir trotzdem noch sagen, dass es mir sehr leid tut, dass deine Schwester so krank ist und ich kann nur wünschen, dass ihr alle genug Kraft findet, die Zeit mit ihr durchzustehen.

Lieben Gruss
Gaby
__________________
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.
www.palliaktiv.de
Mit Zitat antworten