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Alt 11.12.2005, 18:35
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EvaB EvaB ist offline
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Standard AW: Ratlos - Nebenwirkungen Oxaliplatin - Capecitabin

Hallo Steffi, Hallo Thomas

Ich habe Eure Zeilen mit grosser Aufmerksamkeit verfolgt und schicke Euch erstmal ein

Ich erlebe zur Zeit fast identisches mit meinem Lebenspartner. Am 30.08.05 wurde ihm ein Rektumkarzinom entfernt, der histopathologische Befund lautet ypT3-4, pN2 (mind. 8 Lymphknotenmetastasen), G2-3, Rx. Es wurde ein vorläufiges Stoma gelegt. Es entwickelte sich aber ein postoperativer Abszess im kleinen Becken. Er hatte höllische Schmerzen, diese wurden weder vom Krankenhauspersonal noch von den Aerzten richtig zur Kenntnis genommen Die daraus entstandene Blutvergiftung wurde erst in letzter Sekunde bemerkt und per Abszessdrainage wurde ihm fast 2 Liter Eiter abgesaugt.

Am 03.10.05 wurde er aus dem Krankenhaus entlassen und anfang November begann die neo-adjuvante Chemotherapie per Portsystem (5-FU, Oxaliplatin), er hat jetzt den 4. Zyklus hinter sich. Die Nebenwirkungen halten sich in Grenzen, natürlich leidet er unter dem "Kribbel-Syndrom", das jedoch mit Tragen von Handschuhen gut im Griff zu halten ist. Was ihm mehr Mühe macht, sind die Schleimhäute in Mund, Nase und Rachen, diese sind sehr entzündet und "lösen" sich auf, sodass er oft Blut erbrechen muss.

Letzte Woche erlitt er plötzlich eine grosse Blutung aus dem Anus. Das Blut war hell. Der Untersuch beim Arzt ergab nichts konkretes, d.h. das Blut sei nicht "frisch" und erst nach der 2. oder 3. Blutung könne er diese "einordnen". Das war für mich eine Aussage, mit der ich überhaupt nichts anfangen konnte. Leider war der Arzt sehr im Stress, er untersuchte meinen Freund zwischen zwei OPs. Trotzdem. Ich vermute, dass bei seinem Befund das Risiko für ein Rezidiv sehr hoch ist.

Ich getraue mich gar nicht, ihm meine Befürchtungen mitzuteilen. Er leidet unter einer ausgeprägten depressiven Verstimmung, die sich auch in sehr agressivem Verhalten ausdrückt. Also - ich muss manchmal schon beide Augen fest zudrücken, wenn er mich anschreit und mich so quasi als Sündenbock für alles darstellt. Ich verstehe natürlich seine verzweifelte Situation sehr gut und kann es auch nachvollziehen, dass der ganze Frust, die Angst und Verzweiflung irgendwo raus muss. Nur denke ich manchmal, als Sandsack bin ich nicht so gut geeignet. Ein paar Mal hat er auch von Suizid gesprochen und dass er das alles sowieso nicht schafft. Ich habe daraufhin mit seinem Hausarzt gesprochen, er meint, dass mein Freund wirklich depressiv sei. Aber leider will mein Freund nichts von diesem "Seelen-Krempel" wissen. Habe ihm schon vorgeschlagen, mal mit einem Psychologieonkologen zu sprechen, da hat er einen regelrechten Tobsuchtanfall bekommen. Seither bin ich sehr vorsichtig, in allem was ich sage und tue

Seit gestern abend erbricht er sich nur noch und isst gar nichts mehr, das schon seit Tagen. Er hat das heutige Mittagessen auf den Boden geschmissen!! Beinahe wäre ich davon gelaufen. Warum tue ich das alles? Nun - ich liebe ihn halt aber zu welchem Preis? Er hat jetzt hohes Fieber und ich bin verzweifelt, denn ich weiss nicht, was ich tun soll. Morgen muss er sowieso zum Arzt zur Laborkontrolle des Blutes. Ich werde mitgehen, denn ich traue ihm zu, dass er nichts sagt. Ich verstehe seine Angst so gut, trotzdem .. Es ist doch noch nicht alles verloren oder

Herzliche Grüsse
EvaB
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