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Alt 14.07.2004, 21:01
Gast
 
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Standard Gewebeschäden durch Chemo

Dieses Phänomen nennt man PARAVASAT-Entwicklung.
Es kann passieren, wenn die Vene nicht richtig mit der Känüle getroffen
wird, und das Zytostatikum in das umgebende Gewebe einfließt. Im Jargon "Es wurde versehentlich para gepritzt". Das ist bei einigen Zytostatika
ungefährlich, bei anderen äusserst unangenehm (besonders bei Anthracyclinen, wozu Epirubicin leider gehört). Wichtig ist, daß, sobald der Patient das bei der Infusion merkt (höllische Schmerzen, da das
Zellgift schnell das betroffene Gewebe angreift), muß unbedingt schnell phsyiologische Salzlösung in großen Mengen nachinfundiert werden, um schnell die Giftkonzentration am Gewebe zu verdünnen, auch sollte gekühlt werden. Da das Gewebe teilweise zerstört wird, entzündet sich natürlich das umgebende Gewebe als verzweifelte immunologische und inflammatorische
Abwehrreaktion. Mit der Zeit danach muß der Körper das zerstörte Gewebe abbauen und ersetzten, also eine langwierige Wundheilung! Das braucht leider eine lange Zeit, und leider wird funktionelles Gewebe (wie
Muskelgewebe) vom Körper ersetzt durch Bindegewebe (Narbengewebe), so daß die Funktion vermindert bleibt.

Was kann man machen, wenn das Kind so wie hier in den Brunnen gefallen ist?
Da das geschehen schon 2 Jahre her ist, hat sich das Gewebe natürlich soweit notdürftig repariert, so daß jetzt vermehrt das gesunde Gewebe die Funktionen des geschädigten Gewebes mit übernehmen muß, d.h. Karola muß mühsam den Arm trainieren mit viel Willenskraft, damit Nerven und Muskeln des Arms "merken", daß sie Arbeit übernehmen müssen und die Regeneration voranschreitet. Schonen des Arms wäre nicht gut!
Vom Rechtlichen ist "Para-Spritzen" ein ärztlicher Kunstfehler, den man im Extremfall gerichtlich in Richtung Schmerzensgeld angehen könnte, wenn der Vorgang protokolliert wurde (wozu der Arzt verpflichtet ist!)

Ich hoffe, daß sich die Beschwerden von Karola mit der Zeit bessern, und wünsche Ihr Geduld und Kraft!!

Beste Grüsse

Dr. Thomas Gronau -im Auftrag von Krebs-Kompass-
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