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Alt 09.10.2014, 21:35
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Gefühle "dazwischen" nach dem Verlust

Mein herzliches Beileid, Steffi!

Als mein Vater damals - auch mit Anfang 60 - verstorben ist, habe ich nur bei den "üblichen" Anlässen wie Vorgespräch mit dem Pfarrer und an der Beerdigung etwas geweint. Das sind allerdings Situationen, die mich auch bei mir völlig unbekannten Menschen zum Weinen bringen würden.

Darüberhinaus war nur grenzenlose Erleichterung vorherrschend, dass ein knapp zweijähriger Alptraum zu Ende war, Papa schmerzfrei gehen durfte und wir wieder eine Perspektive hatten. Während seiner Krankheit gab es für uns kein Privatleben, keine Auszeit, keine Hoffnung auf Besserung oder ein "gutes" Ende der Situation.

Ab etwa neun Monate nach seinem Tod, habe ich mich dann über eine längere Zeit abends in den Schlaf geweint. Wenn ich im Bett war und zur Ruhe kam, haben sich die Szenen seiner Krankheit vor meinem inneren Auge intensiv wiederholt. Da wurde mir auch mit voller Wucht bewusst, was wir, aber ganz besonders, was er verloren hatte(n).

Oftmals wurde ich von Außenstehenden konsterniert gefragt, ob mich der Tod meines Vaters kalt lassen würde. Hinten herum wurde sicherlich auch böse getratscht. Ausgemacht hat mir das damals nichts. Niemand von den Verständnislosen hatte eine realistische Vorstellung von seiner Krankheit gehabt. Keine dieser Personen konnte ermessen, wie unser aller Leben in diesen 22 Monaten aussah.

Wann und wie sie sich deine Trauer äußert, ist dein eigener Rhythmus. Lass es auf dich zukommen und sei dir sicher: Es ist deine Trauer und sie ist nicht vergleichbar, zu bewerten oder in ein Schema zu pressen.

Alles Gute und viel Kraft für dich!
Simi
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