Thema: Planlos
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Alt 01.02.2006, 16:46
Benutzerbild von Patricia2
Patricia2 Patricia2 ist offline
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Standard AW: Planlos

Lieber Asterix,

hmmm..in gewisser Weise hast du sicher recht, aber sooo schlimm ist es eigentlich gar nicht. Ich lebe eigentlich schon wieder ziemlich normal. Lache an der Uni, mache Späße, sorge mich um meine Komillitonen und stöhne über die bevorstehenden Klausuren. Nur irgendwo im Hinterkopf ist da halt doch die Diagnose.Und mit wem außer mit Euch soll ich darüber denn bitte reden? Vielleicht wirke ich deshalb hier besonders panisch. Ich habe Angst, aber das liegt in meiner Natur.
Ich möchte dir etwas erzählen: Ich hatte meine erste Gesprächstherapie mit 11, weil ich meine Mutter nicht mehr aus den Augen gelassen habe aus Angst ihr könnte was geschehen oder sie könnte sich das Leben nehmen. Die zweite Therapie hatte ich mit 15 (wegen Magersucht), nach meinem Suizidversuch (ich weiß, dass das bescheuert war) 2002 habe ich die dritte Therapie begonnen die ich bis heute fortführe. Allerdings haben sich meine körperlichen Beschwerden weiterhin verschlechtert und meine hypochondrischen Ängste wurden so stark, dass ich im Oktober 2004 nicht mehr zur Uni gehen konnte, geschweigedenn auf irgendwelche Partys. Ich habe mich mit ermogeltem Antibiotikum und Imunstärkern vollgepumpt, hab sogar noch mit Halstuch geschlafen um mich ja nicht zu erkälten und konnte an nichts anderes als Krankheit und Bakterien denken. vorallem Halsschmerzen waren ganz üble Gedanken. Das hat sich dann soweit gesteigert, dass meine Therapeutin mir dringend empfohlen hat mir Psychopharmaka verschreiben zu lassen. Ich weiß auch nicht, wielange ich das sonst noch überlebt hätte. Das klingt jetzt drastisch, aber ich hatte solche Panik, dass ich keinen anderen Ausweg mehr sah. Die Psychopharmaka begannen nach etwa 3 Wochen zu wirken (Dezember 2004) und ich konnte das Antibiotikum weglassen und habe auch weniger pflanzliche Präparate als vorher zu mir genommen. Und ich konnte wieder zur Uni, auf Partys, in Kneipen. Ich konnte im Sommer halsfrei rumlaufen und nachts wieder schlafen. Das hat sich im letzten Jahr alles stabilisiert, auch wenn ich 2005 sehr lange im KH lag (Unterzucker-Koma, etc) hat sich alles stabilisiert und spätestens seit meiner 11-wöchigen stationären Psychotherapie im Sommer ging es mir diesbezüglich gut. Ich hatte bis auf mein Grundproblem (Missbrauch in der Kindheit, Vergewaltigung in der Jugend) dieselben Probleme wie meine Altersgenossen an der Uni. So beschloss ich nun die tabletten abzusetzen (ganz langsam unter Kontrolle) und war optimistisch, dass dann auch alles so bleibt. Leider kam jetzt bereits in meiner 1.Absetzphase von 20 auf 15mg das Melanom dazwischen. Natürlich macht mir das Angst und Panik, aber noch glaube ich dennoch, dass es sich in Grenzen hält und wenn mein Staging morgen okay ist werde ich die Psychopharmaka auch weiter absetzen.
Dass es mir nicht gut tut so viel im Forum zu lesen mag stimmen. Das habe ich auch schon gemerkt und meine beste Freundin hat mir auch schon nahegelegt weniger hier zu sein. Ich werde das Staging und die Ergebnisse abwarten und wenn alles okay ist, dann kann ich hier vielleicht auch mit anderen Augen mitlesen oder meine Anwesenheit hier wieder einschränken.

Ich danke dir für deine offenen Worte. Wirklich. Und ich bin dir in keiner Weise böse. Ich weiß ich bin jung. Aber ich habe seit wenigen Monaten dennoch das Gefühl mein Leben endlich im Griff zu haben. Und ich bin glücklich. Sofern das mit dem Staging gut ausgeht.

Pat
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