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Alt 27.08.2008, 08:05
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Standard AW: Ich musste meine Schwester gehen lassen

Liebe Kathrin!

Zitat:
Zitat von Kathrin23705 Beitrag anzeigen
kann man überhaupt mit dem tode geliebter menschen irgendwann umgehen???
Ja! Mit der Zeit lernt man das Unabänderliche, endgültige zu akzeptieren, sein eigenes Leben so weiterzuführen, wie es auch der liebe vorangegangene Mensch für einem selber gewollt hätte. Sie bleiben in unserem Herzen, leben in Erinnerungen weiter und die innerliche Wut, Traurigkeit wird abgelöst von Dankbarkeit - man ist dankbar überhaupt so einen lieben Menschen kennengelernt zu haben, man ist dankbar für die vielen, schönen, zusammen erlebten Momente, man ist dankbar für die Liebe, die dieser Mensch einem entgegengebracht hat... Das sind alles Werte, die der Tod nicht auszulöschen vermag, die ewig in uns drinnen sind und das sind gleichzeitig auch Werte, die erst gar nicht jeder Mensch erfahren darf!

Ich habe 2003 meinen Bruder (34) durch einen Unfall verloren, kurz zuvor meine Oma beerdigt und heuer am 9. Juli meine Tante gehen lassen müssen, alle drei Menschen sind für mich unersetzlich, wobei ich den Tod meiner Oma, sie durfte fast 85 werden, als etwas ganz natürliches empfunden habe - ja, sie hatte ihr Leben gelebt, ihr Körper war alt und ich gönnte ihr ihren Frieden. Bei meinem Bruder war es extrem anders, er war kerngesund und jung, stand mitten im Leben, hatte noch so viele Pläne, wir konnten uns nicht einmal verabschieden, bei seinem Tod war die Frage nach dem "warum, warum bloß er" im Vordergrund, ich konnte es lange nicht akzeptieren... Er hat doch so sehr gern gelebt... manchmal hadere ich da auch heute noch mit dem Schicksal. Und bei meiner Tante (55) war es wieder anders. Sie hatte eben Magenkrebs, ich erlebte die vielen Höhen und Tiefen mit, ich sah zu, wie aus einer starken, resoluten Frau, die ihr Leben meisterte, immer gerne gegessen hatte, eine zerbrechliche, zarte, hilfsbedürftige Person wurde, der Körper geschunden von Chemos, Schmerzen und Leid - zum Schluß wog sie ca. 35 kg, sie war blaß, hatte fast keine Haare, abgemagert bis auf die Knochen, nur einen Bauch wie eine Frau, die im 6. Monat schwanger war. Wir hatten die Möglichkeit uns zu verabschieden... ich gönnte ihr, daß sie Ruhe gefunden hatte, daß sie erlöst war von all dem Schmerz...

Weißt Du, ich liebte alle drei und es ist immer zu früh, wenn ein lieber Mensch gehen muß, dennoch gibt es eben Unterschiede für einen Hinterbliebenen... Eine Frau sagte mal zu mir: "Das einzig gerechte auf dieser Welt ist, daß jeder einmal sterben muß." Sie meinte es nicht böse... Ich sagte darauf zu ihr: "Nein, auch das ist nicht gerecht, denn der eine darf alt werden und hatte sein Leben, der andere muß oft schon in jungen Jahren sehr leiden, bevor er erlöst wird und manche kommen überhaupt nur auf die Welt zum Sterben - also was ist da gerecht daran?" - ES GIBT KEINE GERECHTIGKEIT, der Tod kann eine Erlösung sein, er kann befreiend sein, er kann aber auch unerbittlich und grausam sein - so empfinde ich es... Vielleicht irre ich mich aber auch? Vielleicht ist es im Jenseits so schön, daß es nur ein Segen ist, wenn man dazwischen nicht lange leben darf/muß? Ich weiß es nicht, das weiß ich erst, wenn mein eigenes Lebenslicht erloschen ist...

Auf jeden Fall gilt es zuerst einmal unser Aufgabe anzunehmen und zu meistern: Das Leben!

Ich wünsche Dir einfach alles Gute!!!

lg Chrisi
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