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Alt 16.08.2004, 09:21
Gast
 
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Standard Wie gehe ich mit meinen Kindern um?

Hallo Maren,

ich bin auch ein Kind, aber ein sehr erwachsenes. Habe meine Mama heute vor einer Woche verloren.

Die Reaktionen auf eine ganz schwere Erkrankung eines ihnen sehr nahestehenden Menschen bei kleinen Kindern konnte ich an ihren Enkeln, angefangen von meiner 21-Jährigen bis hin zur kleinsten dreijährigen meines Bruders, beobachten.

Ich meine erkannt zu haben, dass Kinder stärker sind, als wir ihnen zutrauen. Aber es ist sicher noch einmal etwas anderes die Mutter schwer krank, sterbenskrank, zu wissen als die Oma.

Ich will Dir nicht weh tun und ich hoffe du verstehst es nicht als Anmaßung, wenn ich mich zu Deiner Frage äußere. Ich würde als Mutter zum einen wie auch Bea vorschlägt, versuchen eine Möglichkeit zu finden, wo ich meine Kinder gut aufgehoben wüsste. Wo sie eine normale häusliche Umgebung finden, zusammen bleiben können, über ihre Trauer, ihre Sorgen und Nöte miteinander und veständnisvollen Erwachsenen reden können. Das würde mir das Gehen erleichtern.

Und ich glaube auch, dass ich es ihnen sagen würde. Wie Bea sagt, kindgerecht. Ich weiß nicht, ob Du und Deine Kinder gläubig seid. Aber mir ist es Trost, meine Mutter "da oben" zu wissen. Und befreit von körperlichem und seelischen Leid.

Und wie Du selbst meinst, gelingt Dir das alles bestimmt besser, so lange Du noch Frau der Lage bist. Weißt Du, ich selbst bin Brustkrebspatientin, im Moment geht es mir gut, aber dennoch habe ich mich auch mit der Frage, was wäre wenn ... beschäftigt. Wie gesagt, meine Kinder sind 21 und mein Sohn 17. Dennoch würde es mich unheimlich schmerzen, sie zurückzulassen. Ich würde ihnen so lange ich noch kann, versuchen etwas zu hinterlassen. Briefe zu besonderen Gelegenheiten schreiben. Das würde mir sicher furchtbar weh tun, ich müsste viel weinen, aber ich würde auf diese Weise, bei dem einen oder anderen Ereignis "dabei sein können".

Liebe Maren, ich kann mir vorstellen, dass Du furchtbar traurig sein musst. Ich habe meiner Mutter immer gesagt, "Mama, das was uns jetzt bevorsteht, ist ein schmerzhafter Abschied, aber einer auf Zeit. Den Weg, den Du jetzt gehst, folgen wir Dir nach. Und andere, die Dir lieb waren, sind ihn vor Dir gegangen und erwarten Dich. So wie Du dann uns erwarten kannst". Auch kindlich, dafür, dass ich schon so alt bin.

Ich wünsche Dir bei all diesen Überlegungen aber auch, dass Du nicht jetzt schon mit Deinem Leben abschließt. Ich sage nicht einfach, "kämpfe um jeden Preis", aber gehe einfach davon aus, dass auch ohne Chemo und trotz des bedenkenschweren Kopfschüttelns Deines schulmedizinisch orientierten Arztes, keiner weiß, ob Dir nicht noch längere Zeit gewährt wird, als Du vermutest.

Es gibt im Medizinforum den Thread einer Frau. Sie heißt Elisabeth. Vielleicht hilft es Dir ihre Überlegungen und die Antworten nachzulesen. http://www.medizin-forum.de/index.ph...te=&aid=319754

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, und die Fähigkeit, einen Tag nach dem anderen zu LEBEN, auch wenn Du Dich mit dem Sterben auseinandersetzen musst.

Liebe Grüße, Billa
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