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Alt 31.12.2007, 18:48
rike48 rike48 ist offline
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Standard AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten

Irmgard hat Recht, man sollte sich hier durch interne Dinge nicht noch gegenseitig das Leben erschweren. Wo man kann, sollte man aufeinander zu gehen und sich unterstützen, es ist auch so alles schwer genug. Neben der Krankheit, die macht, was sie will, sind das auch noch die medizinischen Strukturen. Mein Vater konnte Weihnachten und die Tage danach nicht wirklich genießen, es sind jetzt öfter Tage wo die Speiseröhre sich verschließt/ verkrampft und er kann den ganzen Tag dann nichts trinken oder essen und was man normal an Speichel hat, kann auch nicht den natürlichen Weg gehen. Da die Klinik weit weg ist und an den Hausarzt verwies ist Hilfe nicht da, wenn man sie braucht. In der Klinik gab es in einer vielleicht ähnlichen Situation mal eine Spritze, aber niemand weiß, was das für ein Medikament war. Wenn man in einer ländlichen Situation weitab von der Klinik wohnt, ist jede Hilfe fern, man hat keine Auswahl an Ärzten oder Kliniken vor Ort, es gibt auch keine Unterstützung durch Selbsthilfegruppen oder andere beratende Stellen. Da sind dann nur die Schmerzen und die Verzweiflung, die Zahl der bösen Tage nimmt zu und die der guten ab. Es gibt keine Heilung mehr, aus den Medien die schönen Sprüche, niemand soll unnötig leiden. Palliativmedizin, ein schönes Schlagwort, sie soll überall kommen, doch wer praktiziert das heute? In der Klinik wechselnde Ärzte als Ansprechpartner, aber niemand ist dort per Telefon erreichbar, es gibt keinen Ansprechpartner für den Patienten und seine versorgende Frau. Da ist man hilflos, Worte können nicht helfen, es ist manchmal einfach nur zum Verzweifeln. Hoffen auf den schnellen Tod, damit es dann vorbei ist? Das passt dann ja auch wenn Leute einem dann erzählen, dass Krebs bei jüngeren Patienten "schlimmer" ist, ein Senior habe dann sein Leben ja schon gelebt. Als ob das so ein Ende dann rechtfertigen oder relativieren würde. Es ist eine komplette Überforderung für die ganze Familie. Ich freue mich, dass ich hier schreiben kann, dieser Weg ist aber Leuten, die kein Internet haben oder keinen Zugang haben, verwehrt. Mit Zugang meine ich nicht nur das technische, es gibt ja auch diejenigen, die alles mit sich abmachen und nicht darüber sprechen/ schreiben können.
In manchen Familien mag es ja so sein, dass dann der Umgang sich ändert und man offener wird, über Gefühle spricht, aber das erlebe ich nicht. Ich würde auch zu einem Arzt fahren oder bei einem Gespräch dabei sein, das wird aber dann eher als Bevormundung oder Einmischung erlebt, das jemand zu nichts mehr in der Lage sei, obwohl es nicht so gemeint war.
Da bleibt als Wunsch für das Neue Jahr nur, dass die Menge des Leidens möglich klein bleibt, aber wie es weiter geht, steht nicht in unserer Macht, egal ob es Zufall ist oder von einer Höheren Macht bestimmt wird.
Ich wünsche allen, die hier ihre traurigen Erfahrungen geschildert haben, in 2008 mehr Glück und alles Gute.
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