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Alt 12.05.2005, 22:58
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Standard Noch nicht lange her...

Hallo,liebe Maryleen,

ich habe dir schon mal geschrieben, als deine Mutter noch im Krankenhaus lag und es tut mir so leid, dich nun hier wieder zu finden. Wie schön, dass du auch den Gedanken hast, dass deine Mutter den Kampf ja auch auf eine Art gewonnen hat. Der Krebs kann ihr nichts mehr anhaben,sie hat keine Schmerzen mehr und keine Angst, da bin ich sicher.

Ich habe schon einen "Trauervorsprung" ,meine Mutter starb im Juli 2004.Es war bei mir so, dass die volle Trauer und das wirkliche Begreifen des "Nie wieder" erst nach einem halben Jahr so richtig zu mir durchdrang, vorher hatte ich irgendwie das Gefühl, Mama sei nur auf einen langen Urlaub gegangen.

Auch jetzt noch ist die Trauer da- und trotzdem kann ich wieder gut leben, jedoch anders. Ich glaube,so eine intensive Erfahrung und so ein Abschied lassen es nicht zu, dass man wieder so lebt wie zuvor. Ich bin eine andere geworden, diese Andere gefällt mir aber, weil sie mehr Mitgefühl,mehr Tiefe und mehr Bewußtsein bekommen hat.

Was könnte ich dir nun Hilfreiches für deinen Trauerweg sagen ?
Ich kann dir nur das anbieten, was mir geholfen hat: Ich habe mir Unmengen von Büchern über Sterben, Tod,Trauer und das Leben danach besorgt, das hat mir viel gegeben ( Die Bücher von E. Kübler-Ross z.B.oder von Moody -Nahtoderfahrungen ..)Da ich sowieso länger nicht in der Lage war,Freude an den "normalen" Freizeitvergnügungen zu haben, habe ich mich etwas zurückgezogen, nur getan, was ich wollte und meiner Trauer habe ich einfach viel Zeit und Energie gewidmet. Man kann diese Zeit ja sowieso nicht überspringen.Mein Bruder hat es versucht, er war dann aber ununterbrochen krank, mal der hohe Blutdruck,Grippe, Gastritis und schließlich ein Schiunfall, der ihn vier Wochen ins Bett zwang. Also,lieber bewußt und "freiwillig" trauern.Geholfen hat mir das Krebsforum auch sehr,hier fühle ich mich nicht alleine.Denn Krebs,Tod und Trauer-das sind Themen,mit denen sich Nichtbetroffene in der Regelnicht beschäftigen wollen und das erhöht wieder das eigene Einsamkeitsgefühl.( siehe auch den Thread" Hinterbliebene sind Aliens ).

Also mein Weg war: Bücher, Akzeptieren,dass die Trauer Zeit braucht und in verschiedenen Phasen verläuft,die durchlebt werden wollen, nur ausgesuchte Freunde um mich haben und Bewußtsein darüber, dass man ( zumindest früher ) nicht ohne Grund vom Trauerjahr sprach.

Liebe Maryleen,vielleicht war ja was dabei für dich.Wenn du magst, schau mal in Brieles Thread " Nicht nichts ohne dich..." vorbei, sie schreibt so schön und treffend.

Jetzt mal aber alles Gute, du bist eine Mutige, die "hinschaut"
Liebe Grüße,
Alina
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