Thema: Ohne dich...
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Alt 19.12.2010, 20:41
datkleene datkleene ist offline
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Standard Ohne dich...

Ja, nun bin ich wohl keine Angehörige mehr, sondern eine Hinterbliebene...
Ich heiße Steffie, bin 22 und habe meine Mama am 16.10. gehen lassen müssen.

Wir haben 4 Jahre gemeinsam gekämpft, geweint und wieder gehofft. Und am Ende war es nicht einmal der Krebs... Wenn sie und auch wir einmal Glück in den letzten Jahren hatten, war es an diesem Tag!!

Seit Wochen ging es Mama schon schlecht. Sie konnte nicht mehr in die 1. Etage, hatte ein Pflegebett im Wohnzimmer und einen Rollator, um sich noch ein bisschen bewegen zu können.

Ich war nicht zu hause, als mein Handy morgens klingelte. Mama war dran. Ganz ruhig, ganz gefasst aber bestimmend sagte sie, sie bräuchte mich hier sofort. Sie habe Bauchschmerzen und wolle ins Krankenhaus!
Wie eine Irre bin ich nach hause geheizt. Die Angst ich würde nicht rechtzeitig bei ihr sein, machte mich fast verrückt.

Zu hause merkte ich schnell, dass mein Vater und meine Mutter die Ruhe weg hatten... Ich habe die Tasche für das Krankenhaus gepackt, Mama noch beim Umziehen geholfen und dann kam auch schon der Krankentrasport. Sie sollte nicht in unser Krankenhaus, sie hatten sie beim letzten Mal so schlecht behandelt.

Als man sie in den Krankenwagen brachte, war sie schon nicht mehr in der Lage allein zu laufen. Die Sanitäter versorgten sie sehr lange. Sie hat zu hause schon sehr schwer geantmet, beruhigte mich aber, sie hätte nur Angst.

Auf halbem Weg in die Klinik blieb der Krankenwagen stehen, der Sanitäter stieg aus und sagte uns, wir müssten doch in unser Krankenhaus, Mama sei zu instabil. Also Blaulicht an und Papa immer hinterher.
Von da an, habe ich alles nicht mehr wirklich mitbekommen.

Wir kamen in das Zimmer der Notfallambulanz... Ich habe das Röntgenbild einer Lunge gesehen, aber konnte keinen Zusammenhang hinbekommen. Der Arzt holte meinen Vater und mich schnell nach draußen vor die Tür und sagte uns, wir müssen entscheiden wie es weiterginge. Lebenserhaltende Maßnahmen ja oder nein. Es war ein absoluter Schock! Mama hatte doch nur Bauchschmerzen! Der Arzt erklärte uns, Mama habe eine schwere Lungenembolie und das, sollten wir uns für Maßnahmen entscheiden, die Chancen für Hirnschäden sehr sehr groß sein würde.
Der 2. Schock. Ich sagte sofort, dass sie das nich wollen würde, ich habe sofort nein gesagt! Ein kurzes Gespräch gab es noch mit ihr, sie war auch dagegen.
Danach kam sie auf die Zwischenintensiv... Mein Vater und ich durften auch diese letzte Hürde mit ihr meistern. Ich habe ihre Hand gehalten... Sie hatte keine Schmerzen, keine Angst und war nicht allein...

Aber sie ist weg... Sie kommt nicht wieder, wie oft ich auch noch zum Himmel hoch schreien mag, ich wolle meine Mama zurück, sie wird nicht wieder kommen...

Ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe, ich weiß sie hat mich gehört... Sie hört mich auch jetzt. Aber jeden Morgen, wenn ich in unser Wohnzimmer gehe, fehlt mir das "Guten Morgen mein Schatz, wie hast du geschlafen? Es ist noch ein Kaffee für dich da."
Mir fehlt ihr Lachen, unsere Gespräche, mir fehlt alles!
Sie kann mich nie wieder in den Arm nehmen und trösten oder mit mir lachen oder singen!

Ich weiß nicht, wie ich Weihnachten dieses Jahr überstehen soll... Ihren Geburtstag nächstes Jahr, den Hochzeitstag meiner Eltern, meinen Geburtstag... Ich weiß nicht, was ich tun kann. Ich wünschte ich könnte nur noch einmal ihr Gesicht sehen und von ihr hören, dass es ihr jetzt gut geht und wie ich weiter machen soll. Mir fehlt momentan die Kraft in die Zukunft zu schauen. Das macht mir alles Angst.
Ich hab mich noch nie so einsam gefühlt
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Mama *7.5.1956 +16.10.2010
Wir sehen uns wieder, wenn du mich an meinem Regenbogen abbholst! Ich liebe dich!!
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