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Alt 01.03.2006, 12:25
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Marinchen Marinchen ist offline
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Unglücklich AW: Papa!Du mußt jetzt gehen.Das ist schon ok

Hallo liebe Sandra ,
Das ist ja sehr gut, das es euch gelungen ist deine Mutter aus dem Haus zu locken.
Ihr geht’s ja bestimmt so wie auch meiner Ma. Sie möchten auf gar keinen Fall jemanden zum Last fallen. Aber sie merken nicht das es für uns keine Last ist. Wir machen es doch gern, was auch immer das auch ist. Uns ist jetzt nur ein Elternteil geblieben. Und es weiß keiner für wie lange. Die Erfahrung, wie schnell die heile Welt zusammenbricht, haben wir auch gemacht. Und daraus natürlich Gelernt, dass man die Zeit zusammen, einfach geniest. Aber wenn es jemanden schlecht geht, ganz besonders der Mutter, dann kann es uns gar nicht gut gehen.
Du fragst mich wie es meiner Mutter geht. Es geht Ihr einigermaßen gut. Sie hat ständig jemanden um sich, mein Bruder mit Freundin wohnen noch bei ihr. Und am Anfang ging mein kleiner Sohn (5), zu Oma übernachten. Damit Oma nicht traurig ist, und weint.
Dazu geht Mama auch noch arbeiten, sie ist ja erst 52, das lenkt auch noch einwenig ab.

Was das loslassen angeht, hast du ja so recht. Das haben wir gemacht, als die Schmerzen unerträglich wurden. Wir haben sie ermutigt endlich zu gehen, und nicht mehr zu kämpfen, egal wie schwer das auch war. Und jetzt dürfen wir trauern, obwohl das nicht jeder versteht.
Aber im Grunde haben wir das recht darauf, egal wie lange es auch dauern soll.
Mich überkommt es meistens im Auto, auf dem weg zur oder von der Arbeit. Ich weine dann wie eine Verrückte. Da bin ich alleine mit mir, kann sehr viel nachdenken. Wenn es auf den Weg zur Arbeit passiert, kann ich auch nichts dafür. Da bin ich natürlich den ganzen Tag traurig, ist ja verständlich. Ich wurde vor kurzem von einer Kollegen gefragt was ich wohl habe, ich sehe sehr fertig aus. Ich dachte, was soll’s sage ihr was Sache ist. Weiß du was sie mir dazu gesagt hat? ES ist schon soviel Zeit vergangen, und ich soll endlich mit dem Kapitel abschlissen.
Ja, wenn es nur so einfach wäre. Aber womit ich natürlich abschließen kann, ist das keinem mehr sage was wirklich in mir vorgeht. Aber in meinen Augen ist es gar nicht so lange her.
Wie ist es bei dir, hast du auch schon solche Erfahrungen gemacht??????

Fühl dich ganz fest von mir gedrückt.
Alles Liebe
Marinchen


PS: Diese Gedichte Beschreiben unsere Gefühle ganz genau, und passen dazu noch zur jetzigen Beiträgen.


Trauer kann man nicht sehen,
nicht hören, kann sie nur fühlen.
Sie ist ein Nebel, ohne Umrisse.
Man möchte diesen Nebel packen
und fortschieben, aber die Hand
fasst ins Leere.





MEINE BEIDEN GESICHTER


Geht es Dir gut,
werde ich gefragt
im Vorübergehen.
Doch, gut, sage ich
und zeige
das passende Gesicht;
mein gutgehendes Gesicht

Mein anderes Gesicht
verberge ich liebevoll
unter meiner Kleidung.
Zuhause ziehe ich mich
aus.
Dann darf es
seine Trauer tragen

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Jenseits der Zeit, gibt es kein Leid, keine Tränen an dem Ort, den wir Himmel nennen.

(Clemens Bittlinger)

Geändert von Marinchen (02.03.2006 um 11:35 Uhr)
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