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Alt 21.01.2013, 14:05
coca coca ist offline
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Standard Abschied für meinen Vater

Mein Vater ist am Samstagabend plötzlich nach einem Herzstillstand verstorben. Ich war noch bis um 20.30 Uhr bei Ihm. Eine halbe Stunde später stand sein Herz still.

Ich habe hier so viele schlimme Erfahrungen gelesen. Viele haben so wahnsinnige Schmerzen zu ertragen. All das ist meinem Vater erspart geblieben. Die chemo hat er gut gemeistert und er war sehr zuversichtlich, dass die OP ihm helfen wird - vor allem Zeit zu gewinnen.

Nicht der Tumor hat ihn umgebracht - auch nicht die Chemo - es war die falsche Behandlung bei der ersten OP in einem städtischen Klinikum. Sie haben bei ihm eine Verklebung mit Talkum gemacht nachdem sie den Erguß abgezogen haben. Heute wissen wir, dass sie damit das Leben meines Vater beendet haben ohne dass es gleich passierte. Das Talkum hat das ganze Lungengewebe inkl. der Pleura, das Zwerchfell, Herzbeutel und offensichtlich auf den Herzmuskel angegriffen - regelrecht angefressen und damit porös gemacht. Ohne die OP hätte mein Vater noch maximal 6 Woche zu leben gehabt, dann wäre die Lunge einfach gerissen und er wäre qualvoll erstickt. Das volle Ausmaß der Verklebung wurde erst während der OP sichtbar.

Sie haben ihm die Pleura, Herzbeutel, Zwerchfell und die ganze linke Lungenseite entfernt. 2/3 der linken Lunge hätten erhalten werden können, wenn sie nicht so angegriffen gewesen wäre! Die OP dauerte 7 Stunden - zu viel für den angegriffenen Herzmuskel.

Das Einzige war mir jetzt hilft ist die Tatsache, dass mein Vater nicht leiden musste. Er hatte keinerlei Schmerzen. Er hat mit uns noch ein wunderschönes Weihnachtsfest gefeiert und am 29. Dezember seinen 72. Geburtstag. Am Tag der Einlieferung ist er mit mir noch spazieren gegangen und hat den Tag genossen. Am Tag der OP war ich bis 10.00 Uhr bei ihm. Er hat gelacht über die Trombosestrümpfe und ist mit einem Lächeln auf den Lippen in den OP gebracht worden. Er war immer ein Kämpfer und ein Optimist.

Jetzt versuchen wir alle so stark zu sein wie er es war. Aber wir vermissen ihn unendlich.

Ich verabschiede mich hiermit aus diesem Forum. Es hat mir immer geholfen hier zu lesen und zu schreiben. Zum Schluss möchte ich Allen Betroffenen und Angehörigen viel Kraft und Mut wünsche. Hätten wir Prof. T. aus Delmenhorst eher kennen gelernt, könnte mein Vater noch leben. Alle Anderen Ärzte die man als sogenannte Spezialisten im Internet findet haben nicht erkannt in welcher Situation mein Vater sich befindet. Alle haben uns gesagt, er hätte Zeit, die Situation sei stabil, man könnte die OP noch später durchführen. Lediglich Prof. Dr. T. hat erkannt, dass es Zeit war zu reagieren - ich wünschte wir wären gleich im Mai bei ihm gewesen.

Liebe Grüße
Corinna
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