Mein lieber Bärli,
heute Nacht träumte ich nach langer Zeit wieder von dir. Es war so wirklich, dass ich aufwachte und dann doch wieder feststellen musste, das es nur ein Traum war.
Dabei fühlte es sich so wirklich an, als du mich im Arm gehalten hast. Und eben weil es sich so echt anfühlte, wachte ich ja auf. Ich gehe kaum noch zu deinem Grab, denn wenn ich davor stehe sträubt es sich immer noch in mir zu Glauben du würdest da unten liegen. Ich bleibe meist nur kurz da stehen, schaue mir die noch helle Erde an und sehe dein Bild. Doch irgendwie bist du mir fremd geworden.
Gestern hatte ich sehr große Angst, denn auf einmal kam ein heftiger Wind auf und es schüttete so sehr, das man gar nichts mehr sehen konnte. Der Himmel war orange-lila-dunkel. Es war so unheimlich und es donnerte ständig und hörte gar nicht auf zu donnern. Du weißt ja wie sehr ich Angst bei Gewitter habe. Ich geriet in Panik und hatte riesengroße Angst und du warst nicht da um mich zu beruhigen - keiner war da!
Heute fühle ich mich besonders alleine, denn die Kids sind ja seit Montag im Zeltlager. Die Woche über war alles ok, denn ich war ja arbeiten und hatte viel zu tun. Nun habe ich mir ein Brötchen gemacht und alleine gegessen, was mir sehr schwer fiel. Ich sitze jetzt hier und die Tränen kullern herunter. Wie sehr wünsche ich mir, das du wieder hier wärst, aber ich weiß das dieser Wunsch nie in Erfüllung gehen wird. Ich liebe dich mein Bärli. Dein Spatz
Vielen Dank nochmal für die Idee mit dem Brief schreiben. Ja, ich habe es versucht, doch ich bekomme das nicht wirklich hin. Ein bis zweimal habe ich, in einem extra gekauften Heft, Briefe an ihn geschrieben. Ich gehe tagsüber arbeiten und nachmittags bin ich dann meist mit den Kids beschäftigt. Abends dann schlafe ich irgendwann erschöpft beim Fernsehen ein. Somit versuche ich zu verhindern an ihn zu denken. Ich sehe immer zu das ich viel zu tun habe. Aber dennoch liegt das Buch mit seinem Stift neben meinem Bett und ich weiß, das ich da bald wieder reinschreiben werde. Ich habe Angst das ich die Kontrolle verliere, wenn ich mich mehr damit beschäftigen würde. Und eben deshalb habe ich mir schon entsprechende Hilfe geholt. Ich gehe einmal im Monat zu einer Trauergruppe und jemanden für die Trauerarbeit habe ich auch schon gefunden. Allerdings fange ich damit erst im September an, aber ich habe jemanden gefunden, der mir hilft.
Nebenbei lese ich zwar auch ein Buch zur Trauerverarbeitung, wo ich ab und an feststelle, das es alles ganz normal ist wie ich mich verhalte. Das hat dann immer sowas beruhigendes.
@ Bremensie
Habt nochmals dank für Eure Ratschläge und seit net böse, dass ich net gleich geantwortet habe und mich erst jetzt melde.
Eure Kerstin