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Alt 22.11.2012, 15:44
Rauchquarz Rauchquarz ist offline
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Standard AW: lange Geschichte und doch erst am Anfang...

Liebe Michaela,

meine Krankengeschichte ist zwar etwas anders, aber in manchem kann ich mich doch wiedererkennen.

Die Konisation und die GM-Entfernung zehn Tage später (gelte damit angeblich als geheilt) habe ich eher strategisch und geplant über die Bühne gebracht. Sogar beim Entlassungstermin (3,5 Tg. nach OP, und das bei einem Bauchschnitt) konnte mir niemand dazwischenfunken. Mein Plan war, möglichst bald zumindest stundenweise wieder zu arbeiten. Hatte zwischen den OPs ein Gespräch mit dem dortigen Psychologen, in welchem ich mich schon selbst wunderte, wie gelassen ich das ganze nahm. Er prognostizierte allerdings, daß ich später noch in das von mir gefürchtete tiefe Loch fallen könne.

Bis vor wenigen Tagen dachte ich noch "was ein Humbug" - bis ich im Antrag auf Zuzahlungsbefreiung von der Krankenkasse ´was von "chronisch krank" las. Die Möglichkeit, einen Schwerbehindertenausweis zu erlangen, tat ihr übriges. Habe in diesem Rahmen das erste Mal eingesehen, daß ich Krebs zumindest hatte (klopfe dreimal auf Holz, dass das auch so bleibt). Da mein AG mir inzwischen gekündigt hat, werde ich dieses Merkmal jetzt durch mein weiteres Berufsleben schleppen, was es mir unmöglich macht, den Mantel des Vergessens darüber auszubreiten.

Dass man Dich dafür bewundert, wie gut Du klarkommst, liegt wahrscheinlich (auch) daran, daß Du ansonsten ebenfalls ein "patentes Mädel" bist, Dich engagierst, einsetzt und nicht unterkriegen lässt. Richtig? Bin da jedenfalls ähnlich gestrickt, so daß eigentlich niemandem auffällt, wie es eigentlich in meinem Inneren aussieht oder aussehen könnte. Selbst mein Freund ist sich darüber wohl nicht ganz im Klaren, weil ich mich nur gelegentlich darüber beschwere, daß er arbeitsbedingt gerade jetzt keine Zeit für mich hat. Erwische mich dabei, manchmal zu überlegen, ob ein bißchen Mitleid nicht doch ganz gut täte.

Möglicherweise geht´s Dir ja so ähnlich. Stark sein, weil´s eben immer sein muss, das aber manchmal zu verwünschen, weil keiner merkt, daß frau einfach auch ´mal auf den Arm will. Kannst Du mit Deinem Freund über all das und auch die Befürchtung, er könne evtl. doch nicht weiter zu Dir stehen, reden?

Ansonsten kann ich Dir nur empfehlen, ggf. die Hilfe des Psychoonkologischen Dienstes Deines KH in Anspruch zu nehmen und im Vorfeld zu recherchieren, ob Du ebenfalls als schwerbehindert gelten wirst. Hierüber sollte Dich die Sozialstelle des KH informieren können.

Hoffe, ich konnte Dir für´s erste zumindest ein ganz klein wenig helfen.
Liebe Grüße,
RQ
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