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Alt 15.01.2009, 11:53
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bergmädel bergmädel ist offline
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Standard AW: Man kann sich wohl niemals sicher sein?

Liebe Kirsten,

ich habe nach meiner Diagnose 2002 angefangen, erstmal in Etappen zu denken. Am Anfang habe ich mir gewünscht, zwei Jahre rückfallfrei zu bleiben. Das blieb ich, und ich packte nach und nach immer noch ein Jahr drauf. Ganz vorsichtig fing ich an, auf 5 Jahre zu hoffen, und setzte mir ein Ziel: An meinem 5. Jahrestag wollte ich mich hinsetzen und allen Menschen, die an meinem Gesundwerden beteiligt waren, einen Brief schreiben und mich herzlich für ihren speziellen Beitrag dazu zu bedanken.
Es kamen soviele zusammen. Und irgendwann war es soweit. Zwischendurch war ich oft überzeugt davon, mit schlechten Prognosewerten und als "High-Risk"-Patientin doch garnicht gesund bleiben zu können. Dann hat mir das Etappendenken sehr geholfen, die Zukunft nicht als grosses schwarzes Loch der Ungewissheit zu sehen.

Dann kam das 5. Jahr, das 6., jetzt ist es schon das 7. Jahr. Jetzt frage ich mich, wo ist das "High-Risk" denn nun geblieben?
Und wenn man sich auch nach 7 Jahren nicht sicher kann, ob der Krebs nochmal zurück kommt, kannst Du Dir auf jeden Fall über eines sicher sein: Die Angst wird kleiner über die Jahre, die Gelassenheit grösser.

Vergiss zwischendurch nicht, dass die 40 Jahre Halbzeit immer noch drin sind. Eine Ärztin sagte mir auch mal, stellen Sie sich vor, Sie machen sich 10 Jahre grosse Sorgen, und Sie bleiben gesund, wo sind dann die letzten 10 Jahre geblieben?

Den Gedanken ans Sterben allgemein verdränge ich trotzdem nicht. Das hilft mir persönlich auch.

Was ich auch wichtig finde: Dankbar sein über die Lebenszeit nach Krebs. Ich bin sehr dankbar für 7 Jahre. Das ist keine Heilungsbewährung. Aber es hätten auch weniger sein können.

Ladina aus dem Forum hier hat eine sehr schöne Signatur, an die ich oft denke: "Lass ein Plätzchen frei für die Hoffnung".

LG Sandra
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Unsere größten Ängste sind die Drachen,
die unsere tiefsten Schätze bewahren.

Rilke
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